Sieben kuriose Kaffee-Fakten, die mir ein Röstmeister verriet

Kürzlich hatte ich das große Glück, in den Genuss einer Privatführung durch die Kafferösterei Dinzler zu kommen – ein extrem spannendes Erlebnis für einen absoluten Kaffee-Rookie wie mich. Ich saugte ein was ging und stieß immer wieder auf Kaffee-Fakten, die mich verwunderten, erstaunten, beeindruckten und begeisterten. Hier sieben Kaffee-Fakten, die mir nach diesem Tag nachhaltig im Gedächtnis blieben.

1. Kopi Luwak aus Elefantenkot

Ich kannte Kopi Luwak bisher als jenen sagenumwobenen Kaffee, der von kleinen Kätzchen gefressen und wieder ausgeschieden wird. Natürlich hatte sich über die Zeit das Bild manifestiert, wie sie auf Bäumen herumtollen und fröhlich Kaffeekirschen nagen. Doch so ist es nicht. Viele dieser Schleichkatzen werden in Käfigen gehalten und mit Kaffee gestopft, eine Massenproduktion mit tierischen Maschinen. Und weil die Masse immer noch nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, werden mittlerweile sogar Elefanten eingesetzt, aus deren Kot ebenfalls Kopi Luwak entsteht.

2. Der Arabica-Schwindel

Ich hatte schon vermutet, dass 100% Arabica nicht für absolute Premium Qualität stehen kann, denn sonst stünde es nicht auf jedem Billig-Eiskaffee aus dem Kühlregal. Die Dreistheit der Kaffeeproduzenten ist jedoch weit größer als ich annahm. 100 Prozent Arabica bedeutet so viel wie die Aussage eines Winzers, wenn er behauptet sein Wein bestünde zu 100% aus Rotwein. Nichts!

3. Kaffee und Popcorn

Kaffee und Popcorn haben eine ganz besondere Eigenschaft gemeinsam. Sie enthalten im kalten Zustand Wasser, das beim Erhitzen verpufft und das Korn, beziehungsweise die Bohne, mit einem Schlag aufbläht. Für alle Bayern: Das selbe geschieht beim Schweinekrustenbraten, wenn die Schwarte aufknuspert. „First Crack“ nennt man diesen Vorgang beim Kaffee, beim Popcorn sieht es lediglich noch ein wenig spektakulärer aus.

4. Hochlandkaffee!

Hinter der Bezeichnung Hochlandkaffee vermutete ich einen ähnlichen Täuschungsversuch wie beim Arabica-Siegel, doch das exakte Gegenteil ist der Fall. Wo Hochlandskaffee drauf steh,t solltet ihr beherzt zugreifen, denn dieser Begriff steht für Premium-Qualität. Der Grund ist einleuchtend: Je höher der Kaffee angebaut wird, desto mehr Zeit benötigen die Kirschen, um zu reifen. Demenstsprechend mehr Aromastoffe können sie aufnehmen, desto feiner wird der Geschmack des Kaffees.

5. Guter Kaffee kostet mindestens 25 Euro

Was für Wein gilt, gilt auch für Kaffee: Zum Sparpreis werden Genießer nicht auf ihre Kosten kommen. Die Werschöpfungskette beim Kaffee ist lang, die Bohnen passieren viele Stationen, bis sie im Einzelhandel landen. Jeder will seinen Teil vom Kuchen, der Kunde verlangt nach Qualität. Zu einem Preis von 10 Euro pro Kilogramm lässt sich beides nicht vereinbaren. Röstmeister Max Bauer sagt: Mindestens 20-25 Euro muss man für ein Kilo Kaffee investieren.

6. Der Gute-Nacht-Espresso

Haltet mich für doof, aber Espresso stand für mich immer für den absoluten Koffein-Kick. Totaler Quatsch, sagt der Experte. Ein normaler Kaffee kickt deutlich stärker. Macht auch Sinn: In der großen Menge eines Kaffees sind Mengen mehr Stoffe gelöst als im Espresso-Shot. Den kann man übrigens getrost auch mal abends trinken, ohne Schlafprobleme befürchten zu müssen, sagt der Röstmeister.

7. Kaffee ist nur 5 Sekunden haltbar

Wer Kaffee auf Vorrat mahlt, wirft puren Geschmack und bares Geld aus dem Fenster. Zwar riecht die Wohnung dann sehr gut, das geht aber auf Kosten des Kaffeearomas. Die Stoffe in den Bohnen sind derart flüchtig, dass 50 Prozent von ihnen das Weite suchen, sobald der Kaffee aufgebrochen wird. Die einzige Lösung: Sofort mit Wasser in Kontakt bringen und niemals auf Vorrat mahlen. Running-Gag bei Kaffee Insidern: Wie lange ist Kaffee haltbar? Antwort: 5 Sekunden!

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Devata
8 Jahre zuvor

Spannende Fakten! Wenngleich bei mir trotz Kaffeeliebhaberei ein Espresso schon ausreichend Koffeein enthält, so dass er, des Nachts getrunken, sicher schlaflos wirkt. Den Arabica-Schwindel habe ich auch schon vermutet, aber noch nicht verstanden. Wie stellen die das an? Sie können ja nicht einfach draufdrucken, was sie wollen, oder?

Kaffeefibel
8 Jahre zuvor

Ich hab vor einiger Zeit ein Päckchen Kopi Luwak von Bekannten geschenkt bekommen und so probieren können (siehe mein Link oben).

Klar, was die Tiere angeht ist das ne Sauerei und ich selbst würde das auch nicht noch mit meinem Geld als Verbraucher unterstützen. Aber auch mal ganz davon abgesehen, ist das Zeug einfach nicht so einen gesalzenen Preis wert. Ist kein schlechter Kaffee (zumindest der, den ich hatte), aber in der Kategorie gibts auch deutlich günstigere und vor allem welche wo kein schlechtes Gewissen dabei ist…

Viele Grüße

Rainer
7 Jahre zuvor

Super Beitrag!
Diese fakten öffnen einem echt die Augen. Ich dachte auch immer dass der Espresso einen größeren Koffein-Kick verpasst als normaler Kaffee. Hat bei mir eigentlich auch immer so geklappt. War dann wahrscheinlich Placebo 😉

ella
7 Jahre zuvor

Hi,

toller Artikel! Ich habe fast bei jedem Fakt eine Überraschung erlebt. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Espresso schwächer als ein normaler Kaffee ist. Ich traue mich nie an ihn ran, weil ich schon nach normalen Kaffees recht aufgedreht bin. 🙂 Vielleicht sollte ich dann erst recht zum Espresso greifen. 🙂 Und.. 25 € für ein Kilo Kaffee? Ich zahle für einen Kilo rund 14 € und finde das schon recht teuer. Bin aber sehr zufrieden damit. 😉

Espresso!
6 Jahre zuvor

Ein sehr guter Artikel, bei Dinzler war ich auch schon und natürlich auch dort einige Euros gelassen. Tipp: Dort werden auch leere Kaffeesäcke gegen eine kleine Spende abgegeben (ein oder 2 Euro je Sack, kann mich nicht mehr genau erinnern). Wenn man schon mal da ist, sollte man auch den kostenlosen Rundgang durch die Rösterei machen.