Gut japanisch essen zu gehen kostet richtig viel Geld und ganz satt ist man danach meistens auch nicht. Zwar steckt in dieser Reduktion der Masse auch ein wichtiges Stück japanischer Küchenphilosophie, doch mal unter uns: Eigentlich sind japanische Snacks doch viel zu lecker, um nach einer Mini-Portion das Essen zu beenden. Mehr muss her, findet unser Restauranttester jedes Mal aufs Neue. Diesen kulinarischen Trieb macht sich das Okinii in Wiesbaden zu Nutze – japanisch bis zum Abwinken wird hier geboten. Dazu kommt eine technische Komponente, die das japanische Festmahl in ein All-You-Can-Eat-Erlebnis der Generation 2.0 verwandelt. Hier rattert kein Band, hier siecht kein Buffet vor sich hin. Hier bestellt der Gast auf einem iPad, und zwar (fast) unbegrenzt. Mittendrin: Unser Restauranttester. Hier sein fachlich möglicherweise nicht allzu fundierter, dennoch schonungslos ehrlicher Erfahrungsbericht.
Der erste Eindruck
Ein Riesenladen! Gefühlt 300 Quadratmeter, spärlich beleuchtet und auf edel getrimmt. Der Weg hinein, rot geteppicht, hat was von Nachtclub. Braune Lederbänke, dunkle Möbel. Japanisch angehaucht, europäisch zu Ende gedacht. Drinnen sind die Tische um 18 Uhr noch weitestgehend leer, was sich im Laufe des Abends ändern wird. Erste Blicke auf fremde Teller verheißen Gutes: Das könnte in einer regelrechten Sushi-Orgie enden.
Die Speisekarte
Besteht aus unzähligen kleinen Einzelposten. Thunfischspieß roh mariniert, Tintenfischsalat, Rinderfilet, Lachs-Teriyaki, Garnelen, Sushi von Makrele bis Jakobsmuschel. Kurzum: Deutlich mehr als das, was der Sushi-Imbiss um die Ecke bietet. Fast wie beim Japaner, nur dass dafür noch einige Spezialitäten fehlen. (Z.b. Aal Unagi). Während man beim Japaner aber jedes Mal vor der Qual der Wahl steht, weil jede einzelne Vorspeise knappe 10 Euro kostet, bestellen wir im Okinii einfach drauf los, fast schon ein wenig inflationär. Alle 12 Minuten darf eine neue Runde bestellt werden, pro Gast nicht mehr als 5 verschiedene Einzel-Bestellungen. Wem das wenig erscheint, dem sei gesagt: Diese Obergrenze ist äußerst sinnvoll.
Der Service
Weist uns zu Beginn kurz in unseren persönlichen Service-Chef des Abends ein: Das iPad. Funktioniert total simpel und intuitiv, so dass wir sofort loslegen. Nach und nach trudeln die bestellten Gerichte ein. Das Sushi gesammelt auf einer Platte, alle anderen Leckereien in seperaten kleinen Schälchen, während unentwegt das Tablet kreist. Selbst als der Laden gegen 20 Uhr richtig brummt, läuft die Maschinerie in aller Ruhe weiter und außer einer Ladung gebackener Bananen zum Nachtisch kommen alle unsere Bestellungen einigermaßen zeitnah an den Tisch. Das ist zumindest unser Eindruck. Denn spätestens nach der zweiten Bestellrunde verlieren wir den Überblick über unsere Bestellungen, fasziniert von der Vielfalt und Qualität der gereichten Gerichte. Genau hier versteckt sich aber glechzeitig der große Haken: Klein gedruckt steht am Ende der Karte eine wichtige Anmerkung: „Nicht verzehrte Speisen werden dem Gast in Rechnung gestellt“. Darauf hatte uns niemand hingewiesen und hätten wir keine erprobten Okinii-Esser dabei gehabt, wären wir möglicherweise voll in die Falle getappt. Liebes Okinii-Team! Bitte klarer kommunizieren, denn im kollektiven Ess-Rausch neigt man ganz automatisch zum Überbestellen. Diese menschliche Schwäche sollte ein Restaurant nicht ausnutzen. Obwohl wir Bescheid wissen, gelingt es uns nur mit letzter Kraft, die letzten Platten komplett zu leeren.
Das Essen:
Das beste All-You-Can-Eat-Angebot meines Lebens. Die Qualität des Sushi sei besonders hervorgehoben: Der Reis perfekt locker und leicht gesäuert, das Verhältnis zum Fisch ausgewogen, die Qualität von Lachs, Thunfisch und anderem Meeresgetier – ausgezeichnet. Nicht ganz das Niveau eines Edel-Japaners, dafür Meilen besser als Running-Sushi für 10 Euro weniger. Wer mit Sushi beginnt, wird sich im Okinii schwer tun, auch noch die anderen Spezialitäten zu bestellen, doch es lohnt sich. Der Sashimi-Salat mit mildem Rahm-Dressing schmilzt förmlich im Mund, zarteste Rinderfiletstücke – innen noch rosé, gebratener Heilbutt, Gyoza und kein Ende in Sicht. Wer sich hier nicht quer durchs Programm isst, kann einem leid tun. Einziges kleines Manko: Ziemlich trockene Hühnerspieße. Aber wer bestellt bitte Hühnerspieße, wenn er Lachs-Teriyaki haben kann?
Die Preise
Im Okinii gibt’s nur einen Preis: 25,90 Euro – und dieser Preis ist mehr als angemessen für das Gebotene. Abgesehen von ein paar (zugegeben: sehr attraktiven) Side-Orders, die einige Euro Aufschlag kosten, kann aus der vollen Karte geschöpft werden. Edel-Sushi mit Jakobsmuschelfleisch und feinstes Rinderfilet im Flatrate-Tarif sind eine echte Ausnahme-Erscheinung, vor allem weil die Speisen permanent frisch zubereitet werden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es eigentlich keine echte Flatrate ist, da nach 10 Bestellrunden Schluss ist. Bei uns war aber nach Runde 7 auch der Letzte Esser bis zum Anschlag gesättigt.
Fazit
Die 25,90 wirken von außen nicht gerade wie ein Schnäppchen, sind aber jeden Cent Wert. Speziell für Japanisch-Rookies bietet das Okinii einen leichten Einstieg und einen perfekten Überblick über die japanische Mainstream-Küche. Solche, die regelrecht der Sushi-Sucht verfallen sind, erfahren im Okinii höchste kulinarische Befriedigung. Ihnen sei ans Herz gelegt, trotz der Ausnahmesituation die Augen auch mal von Nigiri und Maki weg zu lenken. Es ist verdammt schwer, ich weiß.
Kontakt
Adresse: Taunusstraße 22, 65183 Wiesbaden
Telefon: 0611/23835808
Öffnungszeiten: Öffnungszeiten am Montag 12:00 bis 14:30, 18:00 bis 23:00
Oh in Wiesbaden! Wie schön 🙂 Da ich hier arbeite wäre ein Besuch durch aus machbar…
Danke für den Tipp!
es lohnt sich wirklich 🙂
Welch schöner Bericht den ich jetzt erst lese.
Habe den Tipp sofort an Wiesbadener weitergegeben weil ich demnächst dort bin.
Die Bewertungen sollen nicht mehr gut sein, wie jammerschade.
Weiß jemand was Kinder im Okinii kosten? Danke!
Bis 12 Jahre 12.90€ 🙂