Es ist eine ganz gewöhnliche Straße im norditalienischen Varese. Mehrfamilienhäuser, Einfamilienhäuser, kleine Läden. Doch als wir kurz vor dem Ziel um die Ecke biegen, steht da plötzlich etwas, das aussieht als ob es schlicht und einfach nicht dorthin gehört. Nicht in diese Zeit, nicht an diesen Ort und vielleicht nicht einmal in diese Welt.
Ein Haus, fest verankert und solide. Und doch könnte man meinen, es wäre eben mit Dorothy im Land Oz gelandet. Bunt, aber gedeckt, klein und doch groß, irgendwie verzaubert – das ist das Bed and Breakfast „Lilliput“. Der Name passt. Durch den Eisenzaun erspähen wir den Garten – verträumt, saftig grün und fast könnte man kleine Elfen in den Gebüschen vermuten.
Voller Erwartungen läuten wir die Klingel. Die Dame des Hauses öffnet und ehe wir uns versehen sitzen wir in einem wahrhaftigen Puppenzimmer und trinken eine Tasse Tee. Der Tisch mit Rüschen geschmückt, die Kannen mit Blumen verziert, die metallenen Stühle mit Kissen drapiert. Wir starren etwas ungläubig umher, das Interieur ist kunterbunt zusammengewürfelt und doch passt alles zusammen, irgendwie. Der Stil der Einrichtung: Landhaus, Shabby Chic, Märchenland. Es ist nichts zu viel, nichts zu wenig. Jedes Detail stimmt auf seine Weise ins Gesamtkunstwerk. Und es sind die Kleinigkeiten, die Einzelheiten, die uns staunen lassen. Die Decke, ein Kunstwerk; die Gemälde, voller Geschichte und das Licht vollends durchdacht.
Während wir noch an unserem kleinen Tischchen sitzen und unseren Tee trinken, erzählt uns Maura die Geschichte ihres Hauses. Als sie es kaufte, war es wohl mehr Ruine als Märchenschloss, und – das sagt sie mit einem düsteren Lächeln – diese Ruine besaß sie nicht alleine. Nachdem ihr Bruder Bilder vom Dachgeschoss machte und sie darauf viele kleine Orbs entdeckte, war sie überzeugt davon, dass sie ihr Haus mit einer Menge Geistern teilt. Beflügelt davon wollte sie eine märchenhafte Herberge erschaffen, die allen guten Seelen ein Zuhause bieten sollte, ob nun lebendig oder nicht.
Zuerst war da nur ein Bild in ihrem Kopf. Über viele Jahre hinweg setzte sie mit Ihrer Mutter dann all die architektonischen Träume in die Tat um. Die Steine am Boden, die Malerarbeiten an Wand und Decke und sogar die Bemalung der Wandfliesen übernahm sie selbst. Vor allem die Liebe zum Detail macht Lilliput zu etwas absolut Außergewöhnlichem. Die Arbeit, die Maura in ihr Haus gesteckt hat, hat sich gelohnt. Es geht eine ganz besondere, fast magische Stimmung von ihrem Anwesen aus. Vielleicht haben ja die Geister ihren Beitrag dazu geleistet.
Buchen kann man eine Nacht in Liliput ab 56€ über AirBnb, vom kleinen Zimmer, über den großen Saal (siehe Bilder), bis zum Mini-Apartment samt Küche im Dachgeschoss. Inklusive opulentem Frühstück, herzlichem Empfang und – wenn man sich darauf einlassen will – vielen guten Geistern.
Hallo und vielen Dank für den hilfreichen Beitrag! Sehr schön Blog.