Ich bin ein toleranter Koch, auch wenn mir das nach den folgenden Zeilen niemand mehr glauben wird. Mir ist es herzlich egal, wenn andere lieber zur Tiefkühlpizza greifen, bei McDonalds essen oder Nudeln mit Ketchup auftischen. Doch in dem Moment, in dem sich jemand wirklich leidenschaftlich auf das Kochen einlässt, kann ich ihm diese sieben Dinge einfach nicht mehr verzeihen.
1. Gemüse (vor allem Zwiebeln) mit einem Häcksler kleinschreddern. Abgesehen davon, dass Zwiebeln dabei bitter werden: Lebensmittel mit Messer und Manneskraft zu zerkleinern ist Leidenschaft! Kein notwendiges Übel, sondern der erste Genuss. Hochwertige Produkte mit scharfer Klinge durchtrennen, sie das erste Mal richtig anfassen, fühlen, riechen – da frohlockt das Herz noch vor dem ersten Bissen.
2. Light-Produkte benutzen. Genuss geht einfach nicht ohne Fett. Wenn ich schon Unsummen für feine Kost ausgebe, dann will ich die auch maximal schmecken. Und niemand kann bestreiten, dass ein sachter Butterfilm geschmacklich Welten bewegt. Griechischer Joghurt, Mascarpone, Schmalz, Olivenöl, immer her damit! Alles unter 10% ist doch Diät-Fraß!
3. Knoblauch „Knobi“ nennen. Na gut, vielleicht ist das eine ganz persönliche Aversion – aber wie kann man dieses wundervolle Geschenk der Natur semantisch so verunglimpfen? Man stelle sich sich nur mal vor, jemand würde Trüffi sagen. Dieses Suffix gebührt einzig und allein dem Sushi.
4. Mit Balsamico-Reduktion verzieren. Dunkle Kleckse und geschwungene Linien, die an abstrakte Gemälde erinnern, sind der zu Teller gebrachte Ausdruck absoluter Einfallslosigkeit. Ich bin selbst kein Anrichtekönig, aber ein Teller mit Balsamico-Schwüngen hat bei mir schon verloren, bevor ich probiert habe.
5. Gefriergetrocknete Kräuter benutzen. Gras aus dem heimischen Garten schmeckt vermutlich spannender als diese farblosen, geschmacklosen, saft- und kraftlosen Kräuter-Überreste. Ganz hinten in meinem Schrank steht immer noch ein Glas Schnittlauch. Der Inhalt ist mittlerweile gelb-braun, und man kann diese Kräuter-Mumien laut Mindesthaltbarkeitsdatum immer noch benutzen. Ich finde das ekelhaft.
6. Inflationär würzen. Ein bisschen Pfeffer, Muskatnuss, Kümmel und jaaaa, Paprika edelsüß darf auch nicht fehlen. Bei Menschen, die Gewürzen nicht den nötgen Raum gewähren und wahllos ihre angestaubten Plastikdöschen in die Tomatensauce kippen, lehne ich Einladungen zum Essen mittlerweile ab.
7. Zitronensaft aus einem gelben Fläschchen. Was da rauskommt, bewegt sich irgendwo zwischen Spüli und Essigessenz. Es fehlen Zitrusfrische, feine Säurespitzen und überhaupt das erhabene Gefühl, einer prallen Zitrone ein paar frische Tropfen zu entlocken. Außerdem schmeckt der Schalenabrieb bei einer echten Zitrone einfach besser…
8. Nachwürzen, ohne probiert zu haben. Das ist der Gipfel der kulinarischen Respektlosigkeit. Ein leidenschaftlicher Koch weiß, wie schwer es sein kann, die perfekte Balance aus Salz, Süße und Säure zu finden. Dieses sensible und mit Liebe erschaffene Aromenkonstrukt mit einem Salzstreuer einfach zu zerstören, ist wie mit der Faust in eine Hochzeitstorte zu schlagen.
Dir fallen spontan weitere kulinarische Entgleisungen ein? Dann freue ich mich über einen Kommentar! Die Liste darf wachsen.
Das mit dem Häcksler ist natürlich richtig, aber alles nur mit dem Messer? Auch die Kartoffen für ein Rösti mit dem Messer? Oder einen Krautsalat? Soll heißen: Häcksler muss wirklich nicht sein, aber ein guter Hobel ist auch nicht zu verachten.
Ansonsten erntest Du viel Zustimmung meinerseits. Speziell zum Pkt. 7 könnte ich noch erzählen, dass ich mal einen Praktikanten hatte, der immer erst zum Salzfass griff und nachsalzte und dann erst zu Messer und Gabel. Aber immerhin hat er sich nie beschwert, dass das Essen versalzen wäre.
Berechtigter Einspruch, Dirk. Ein Hobel an der richtigen Stelle macht natürlich Sinn.
mir gings da im Speziellen um die Zwiebeln 🙂
Ich weiß gar nicht, was du gegen die Zitrone in den Fläschchen hast.
Damit bekommt man prima den Kalk von den Amaturen im Bad!
Einen „Aufreger“ kannst du gerne noch von mir haben:
Das sind nämlich Profi-Köche ,die oninöse Fleischporen schließen 😉
Wenn ich das höre, kräuseln sich mir immer die Fußnägel hoch!
Danke für den Kalktipp. Dann werd ich mir die jetzt auch mal kaufen. Aber die bleiben dann im Bad 😉 Und das mit den Poren hab ich früher auch so gesagt – muss ich zu meiner Schande gestehen. Mittlerweile nenne ich es aber „Fleischsaftkanäle“.
Boah, na wie gut, dass ich statt Knobi „Knofi“ sage! Muahahah 😉
Noch schlimmer als Gewürze aus der Plastikdose sind Gewürzmischungen in selbiger Dose a la Pizza-, Gyros- und Hähnchen-Gewürz. Mal abgesehen davon, dass das eh nur ne Verkaufsmasche ist, da die meisten Menschen, die Gewürze in der Mischung eh schon vorrätig da hätten zum selber mischen und sie dann nochmal kaufen (sic!) viel gruseliger ist die Vorstellung, dass mein Brathähnchen JEDESMAL gleich schmecken würde.
Liebe Grüße,
Sibel
Es gibt leider noch viel zu viele Menschen die glauben, dass „anders“ schmecken gleich schlechter schmecken bedeutet. Und wenn du einmal auf den Glutamat-Trip aufgesprungen bist, dann kommst du da nicht so schnell wieder runter, glaube ich.
Eine absolute Todsünde ist für mich der Diminutiv für Speisen und Getränke. Aber noch schlimmer ist es, dass sogar Spitzenköche oftmals nicht den Unterschied zwischen Panier(ung) und Panade kennen. Ein Schnitzel wird paniert. Ergo ist das, womit es umhüllt wird, eine Panier. Wäre es Panade, müsste es doch panadet heissen. 😀 Eine Panade wiederrum ist eine Füllung auf Brotbasis. Bzw bei der Brot zur Lockerung oder Streckung der Füllung verwendet wird. Also, was aussenrum ist, ist immer eine Panier(ung). Was sich innen befindet, eine Panade.
Puh, glaube ich habe gesündigt 😀