Genuss-Rundreise durch die Bretagne: Tipps für Restaurants, Ausflüge & Unterkünfte

Die Bretagne war über viele Jahre ein virtueller Sehnsuchtsort für mich – befeuert von Bildern und Erfahrungsberichten von Freunden. Ihre Berichte von üppig beladenen Krustentierenplatten, viel gesalzener Butter, bretonischen Buchweizen-Galettes und Caramel Beurre Salé allenthalben verliehen dem Westzipfel Frankreichs in meinem Kopf eine enorme kulinarische Dimension. Diese Erwartungshaltung galt es unbedingt zu prüfen, in Form einer kleinen Reise, um mir selbst einen Eindruck von der gastronomischen Fülle und den Produktqualitäten der Region zu machen. Jetzt, nach meiner Rückkehr kann ich sagen: Die Gerüchte sind wahr – die Bretagne ist ein Schlaraffenland für Genießer. Ich habe im Vorfeld Tipps gesammelt, geprüft, selbst recherchiert und mich vor Ort auch von spontanen Entdeckungen locken lassen. Die gebündelten kulinarischen Erkenntnisse habe ich euch hier in einer Liste vorbereitet. Zum Abspeichern, Bookmarken, Fähnchen setzen oder zum Ausdrucken.

Grundsätzliches zur Route durch die Bretagne

Für mich war vor der Reise noch unklar, welche Seite der Bretagne wir bevorzugen sollten. Wie auch? Letztendlich haben wir deshalb versucht, alle Ecken zumindest in einer Tagestour zu „erfahren“. Mein Eindruck – auch nach Gesprächen mit den Locals – ist folgender: Der Norden hat die bekanntesten und ikonischsten Orte, mit Mont St. Michel, Cancale, Dinan, Roscoff & Co. Wer auf malerische Küstenorte und historische Stadtkerne steht, wird hier Material für mindestens eine Woche finden. Die Küste des Nordens ist eher schroff und felsig, die schöneren Strände gibt’s im Osten und Süden.

Der Osten – vor allem rund im Crozon – mutet fast mediterran an. Mit Heidekrautfeldern, steiler Felsküste und türkisblauem Meer. Weiter Richtung Süden erstecken sich lange Strände, zum Baden und Surfen.

Der Süden rund um Quimper, sowie die Buchten von Belon und Morbihan sind grün, ländlicher und beschaulich. Die Küste ist dort tendenziell etwas schlammiger, die Tide legt immer wieder sehr große Flächen Watt frei. Zum Muschelnsammeln ist der Süden ein Traum, zum Baden nur punktuell geeignet. Wir konnten jeder Ecke etwas abgewinnen, ich würde beim nächsten Mal aber am meisten Zeit im Süden einplanen.

Hier kommt nun die Liste an Orten, die uns kulinarisch, kulturell oder landschaftlich sehr gut gefallen haben oder empfohlen wurden. Bitte bedenkt: Das ist nur ein kleiner, persönlicher Ausschnitt. Die Bretagne hat noch viel viel mehr zu bieten. Diese Spots sind aber zumindest mal von uns approved.

Spots zum Muschelnsammeln

Muschelnsammeln in der Bretagne gehörte für uns zu den prägendsten Erlebnissen der Reise. Bei Ebbe durchs Watt zu waten und dabei Austern direkt vom Felsen zu schnabulieren – das hatte ich mir zwar erträumt, aber nicht für möglich gehalten, dass das wirklich klappt. Ein unbezahlbares Gefühl.

Wir haben an zwei Buchten Muscheln gesucht und wurden beide Male fündig. Wichtig: Gutes Werkzeug und einen Eimer mitnehmen. Außerdem Schuhe, mit denen man durch den Schlamm waten kann, z.B. Gummistiefel. Zur Not geht das auch barfuß. Dabei solltet ihr unbedingt die lokalen Sammel-Bestimmungen einhalten, das wird punktuell kontrolliert und sollte aus ökologischer Sicht ohnehin selbstverständlich sein.

  • Die Bucht von Paimpol, am Plage de Kerroc‘h: Bei Ebbe kann man hier an den Felsen wilde Austern finden, außerdem mengenweise Miesmuscheln. Ihr müsst dazu allerdings ein gutes Stück rauswaten.
  • Die Bucht von Morbihan, am Plage de Montsarrac: Eine riesige Menge wilder Austern in teils gigantischem Ausmaß, direkt am Strand, viele davon versteckt unter dem Algenteppich. Mengenbeschränkung: 60 Austern pro Tag/Person.

Austernbars in der Bretagne

Überall wo Austern produziert werden, kann man in Bars am Wasser Austern für kleines Geld essen. Das Dutzend Austern kostet um die 12 Euro, dazu gibt’s Cidre, Wein und oft auch andere Krustentiere wie Krebse, Seespinnen und Hummer. Wo es uns besonders gut gefallen hat:

Austern rund um Paimpol

  • L’huitre de Maudez: Herrlicher Platz an einem süßen Campingplatz auf einer Wiese hinterm Strand – Austern gibt’s direkt aus dem Foodtruck. Perfekt zum Sundowner.
  • La Cabane de Fanch: Empfehlung unserer Airbnb Hosts. Haben wir nicht geschafft, sieht aber traumhaft aus. Das ganze Seafood-Programm ist geboten

Austern in Cancale

In Cancale dreht sich ein ganzes Dorf nur um Austern. Die Küste ist gesäumt mit Austernzuchten und jedes Restaurant an der Promenade hat sie auf der Karte. Der eigentliche Austern Hot-Spot liegt aber etwas versteckt, am Rand der Promenade an den Stufen zum Meer. Dort haben sich die Züchter mit ihren Ständen aufgebaut und verkaufen ihre Muscheln frisch geerntet für teils unter einen Euro das Stück. In Cancale werden die Felsenauster und die seltenere und mildere Europäische Auster gezüchtet – zu kaufen gibt es sie von klein bis riesig. Aber selbst das Zwölfer-Tablett des größten Kalibers kostet gerade mal 16 Euro. Gesnackt wird direkt an der Promenade, die Muschelreste soll man explizit ans Wasser werfen. So hat sich über die Jahre ein Strand gebildet, der nur aus Austernschalen besteht – meterhoch. Damit der Muschelstrand rein bleibt, gibt’s sogar einen eigenen Zitronen-Mülleimer. Das funktioniert natürlich nur so mittelgut, aber der Anblick ist trotzdem sowas wie der Inbegriff des Austern-Wahnsinns. Spe ichert euch dieses Video, für den Fall, dass euch mal die ungezügelte Austernlust überrollt. Cancale ist der perfekte Ort, um das auszuleben!  

Austern in der Bucht von Belon

Die Belon-Auster gilt als Geheimtipp unter Austernfans. Hier mischt sich das eisenhaltige Wasser einer unterirdischen Quelle mit dem Meerwasser, was den Austern einen besonders mineralischen Geschmack gibt.

  • Chez Jacky: Die Terrasse ist auf dem Wasser gebaut, abends ein herrlicher Blick auf die Bucht. Direkt an den Tischen werden die lebenden Krebse und Austern im Meerwasser gelagert. Ein Kult-Ort, der sich seit Generationen dem Seafood verschrieben hat.
  • Huitrières de Belon: Direkt oberhalb von Chez Jacky kann man auf rustikalen Holzbänken unter Bäumen sehr günstig Belon-Austern essen. Dabei gibt’s sowohl die klassische Felsenauster (Creuse) als auch die Europäische Auster (Plate).

Austern im Golf von Morbihan

La Belle d’Illur: Etwas gehobenere Preise, dafür auch etwas komplexere Gerichte, neben den klassischen Austernplatten. Sensationell waren die gratinierten Austern, mit Schalotten, Creme Fraiche und Gruyiere. Für mich das beste Gericht der gesamten Reise – darunter auch ein Sternerestaurant.

Bäckereien in der Bretagne

Was ich total unterschätzt habe, ist die bretonische Backkunst rund um die Traditionsgebäcke Kouign Amann (WAHNSINN!) und Far Breton. Bei der Bedeutung, die Butter und Karamell in der Bretagne einnehmen, ist das allerdings nicht weiter verwunderlich. Wir haben einige herausragende Bäckerei-Perlen entdeckt, und zwar die folgenden:

  • Le Fournil bio de Trieux: Bio-Bäckerei mit einem herrlichen Sauerteigbrot (mit Früchten, Rosinen oder Nüssen). Guter Kouign Amann, solider Far Breton. Besonderes Highlight: Karamell-Milchreis aus einem riesigen Topf zum Frühstück (vielleicht auch den ganzen Tag).
  • Maison de Kouign Amann, Concarneau: Auch wenn uns Concarneau etwas zu überlaufen und touristisch angehaucht war, gab’s im Maison de Kouign Amann einen der besten Kouign Amanns der gesamten Reise. Ein Stück reicht locker für zwei und schießt euch direkt in den Butterhimmel.
  • Steve McKouign, Dinan: Sehr guter Kouign Amann, aber unbedingt darauf achten, dass er frisch ist uns nicht schon zu lange in der Auslage liegt.
  • Le Fourn’Ile, Crozon: Absoluter Hidden Gem, versteckt in einem kleinen Gewerbegebiet. Unheimlich liebenswürdiger Service und die besten Backwaren der Reise. Der Far Breton mit Pflaumen ist sensationell gut, der Kouign Amann mit Buchweizen eine erlebenswerte Variante des Klassikers. Pflichtstopp, wenn ihr in Crozon seit.

Restaurant-Tipps in der Bretagne

Ich war nicht mit allen Restaurants 100% happy, daher hier nur die echten Empfehlungen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, wie überall in Frankreich, das Mittagsmenü auszuprobieren. Für 20-30 Euro bekommt man teilweise Spitzenküche serviert.

  • Auberge La Rompardais, Pléven: Sehr gut gemachte, rustikale Hausmannskost von einer engagierten Köchin in einem Gasthof. Uriger gasthof-Charme, kein Chichi. Dafür sehr gute Produkte und traditionelles Koch-Handwerk.
  • Restaurant Erasmo, Carhaix: Gehobenes Bistro mit Hammerpreisen am Mittag, im Landesinneren. Eignet sich ideal als Zwischenstopp beim Queren von Nord nach Süd.
  • Les Jardins Sauvages, Gacilly: Das besterne Restaurant des Yves Rocher Wellnesshotels. Naturnahe Küche mit einem hohen Anteil von selbst erzeugten Produkten. Man sitzt direkt am großen Restaurantgarten, mit einem angenehmen Vibe. Unprätentiös, aber hochklassig. 44-60 Euro für das 3-Gang Mittagsmenü.
  • Restaurant Bellevue, Port Anna: Kurz hinter dem Fähranleger zur Ile d’Arz gelegen. Gehobenes Bistro mit sehr guter Fischküche und einem wunderbaren Ausblick über die Bucht. Wohlfühlambiente und sehr netter Service.
  • Le Chaumier de Pomper: Geniale Option, richtig gute Galettes und Crèpes zu essen, in gemütlichem Ambiente in einem charmanten Haus mit Reetdach. Hier treffen sich die Einheimischen, weil’s einfach verdammt gut schmeckt. Ausgezeichnet mit einem Bib Gourmand – zurecht. Bei schönem Wetter unbedingt auf der Terrasse sitzen.

Ausflugs-Tipps (neben dem Muschelnsammeln)

Im Grunde kann man an jedem Küstenabschnitt tolle Spaziergänge und kleine Wanderungen unternehmen. Wir haben das an folgenden Spots gemacht:

  • Le Gouffre de Plougrescant: Gemütlicher Spaziergang durchs Naturschutzgebiet zu den zerklüfteten Felsen an der Küste. Wir haben uns ein Picknick eingepackt und unser Mittagessen auf einem Felsen direkt über dem Meer abgehalten. Parkplatz vorhanden.
  • Die Salinen von Guerande: Im Südwesten der Bretagne wird ein weltberühmtes Salz hergestellt: Das Fleur de Sel de Guerande. Wir haben uns die beeindruckenden Anlagen von Terre de Sel in einer Führung angeschaut. Sehr spannend und insgesamt eine sehenswerte Gegend, gezeichnet durch Dutzende Salinen und Hunderte bis Tausende schillernde Wasserbecken.
  • Ausflug zur Ile d’Arz: Im Golf von Morhiban liegen Dutzende süße Inseln, die sich innerhalb einer kurzen Fährfahrt erreichen lassen. Wir haben uns einen halben Tag lang über die idyllische Ile d’Arz treiben lassen und die vielen traumhaft schöne Gärten und Häuser bestaunt. Dazu von Port Anna ablegen (Tickets gibt’s auf der Fähre), 15 Minuten rüber schippern und auf der Insel Räder mieten.  

Unsere Unterkünfte in der Bretagne

Wir übernachten auf Reisen fast immer in Airbnbs, um vor Ort auch mit den einheimischen Hosts in Kontakt zu kommen. Jede neue Wohnung lässt einen eintauchen in eine neue Welt, die von jemandem liebevoll gestaltet wurde. Dafür muss man vorab jedoch gut recherchieren. Wir haben hier gewohnt:

Bei Jennifer in Pontrieux

Jennifer hat ein altes Haus in Pontrieux liebevoll saniert und eine top-moderne und gemütliche Wohnung über drei Stockwerke geschaffen. Mit Boxspringbett unterm Dach und einer Küche, die so gut ausgestattet ist, dass man richtig gut kochen kann. Zusätzlich gibt’s eine kleine Terrasse mit Kunstrasen. Wir haben es sehr genossen von dort aus unsere Ausflüge zu machen.

Zum Airbnb von Jennifer in Pontrieux

Bei Veronique in Quimperle

Veronique hat einen Teil eines Gehöfts in ein Airbnb umgebaut. Der zweite Stock ist liebevoll im DIY Style hergerichtet worden, mit Traumfängern und selbst gestalteten Möbeln. Das Erdgeschoss war leider etwas dunkel und weniger einladend. Toll ist der große Garten, den man mitznutzen darf – gerade bei gutem Wetter ein ruhiges Refugium mit viel Grün.

Zum Airbnb von Veronique

Bei Jean-Marie in Seneé

Super schick und hochwertig eingerichtete Maisonette-Wohnung, direkt am Haus von Jean-Marie und seiner Familie. Gute Küche, tolle Dusche und wunderschönes Schlafzimmer unterm Dach. Echte Wohlfühl-Wohnung, die ich gerne noch 1-2 Tage länger behalten hätte:

Zum Airbnb von Jean-Marie

Ihr habt Bretagne-Tipps? Her damit!

Ich freue mich sehr, wenn unter den Lesern hier erfahrenere Bretagne-Fans sind, als wir das sind. Wenn ihr also weitere Tipps und tolle Spots habt, schreibt sie in die Kommentare. So erweitert sich unsere Liste, worüber wir uns sehr freuen würden!

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