Enthüllung kurz vor der EM: „Stadionwurst ist in Portugal ein Fremdwort“

Am Samstag beginnt für Deutschland die Fußball EM – mit dem Spiel gegen Portugal. Und was wäre ein Spiel im Stadion ohne eine deftige Stadionwurst mit Ketchup und Senf. Stadionwurst? Das ist in Portugal ein Fremdwort – womöglich ein Schock und nur schwer nachvollziehbar für den echten deutschen Fußballfan. Denn: die portugiesische Stadionkulinarik ist nicht mit der deutschen zu vergleichen – und doch lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten ausmachen.  Das soll aber nicht heißen, dass Portugiesen hungrig bleiben, wenn sie zum Fussball in die Arenen kommen. In den Fankurven von Benfica Lissabon oder der des FC Porto essen die Fans das, was sie fast jeden Tag essen –  gegrilltes Fleisch. Dabei gibt es drei Varianten, eine leckerer als die andere. Von Portugal- und Fußballkorrespondent Danny Marques Marcalo

Variante 1:  O Prego. Prego ist das portugiesische Wort für Nagel. Warum dieser „Portugiesen-Burger“  wie etwas heißt, wonach er gar nicht aussieht und wahrscheinlich auch nicht schmeckt, ist nicht überliefert. Beim Prego wird ein dünnes Rindersteak über Holzkohle gegrillt. Der Kick am Steak ist, dass es vorher in einer Marinade aus Rotwein, Knoblauch und Lorbeerblättern eingelegt wurde. Salz und Pfeffer nach Belieben. Die Marinade sollte zwischen 12 und 24 Stunden ziehen. Das Fleisch wird nach dem Grillen in ein frisches Weizenbrötchen gebettet. Zusätzliches Aroma bringt es ein bisschen Marinade zur Seite zu legen und diese wie Butter auf das Brötchen zu streichen. Portugiesischer Senf ist weniger Scharf als hiesiger, deswegen kann man ruhig eine dicke Schicht auf dem Brötchen verteilen. Im Stadion geht’s – wie auch in Deutschland – nicht ums Kalorienzählen.

Variante 2: A Bifana. Die Bifana ist eigentlich das selbe wie ein Prego. Nur, dass Schweinefleisch statt Rind verwendet wird und die Marinade ein klein bisschen komplexer zusammengesetzt ist. Zu allen Zutaten der Pregomarinade kommt zusätzlich noch ein wenig Essig und Paprikapulver dazu. Auch ein bisschen Tabascosauce kann nicht schaden, anschließend verfährt der Portugiese weiter wie beim Prego.  Im Optimalfall bedecken in Fett gebadete Zwiebeln das Fleisch und verleihen dem ganzen noch mehr Geschmack – und Kalorien. Röstzwiebeln? Richtig: Die legt man in Deutschland auch gerne mal auf die lange Rote.

Variante 3: Chourico. Ok, ich nehme alles zurueck. Es gibt doch so eine Art Stadionwurst in Portugal – Chourico. Die Wurst, die es in Portugal zu fast allen Mahlzeiten als Vorspeise oder Beilage gibt, besteht aus Schweinefleisch, Fett, Rotwein, Paprika und Salz. Das alles wird in einen Schweinedarm gefuellt (immer öfter auch in etwas, das weniger abstoßend klingt) und geräuchert.
Am besten schmeckt die Chourico, die weniger pikant ist als die spanische Chorizo, aber dafür einen intensiveren Geschmack hat, wenn man sie – na klar – grillt. Aber Vorsicht, sie ist extrem fettig, deswegen sollte man sie unbedingt mit einer Beilage oder mit einem Stück  Brot genießen.  Wer gerade keinen Grill zu Hand hat, kann den Rösteffekt auch mit hartem Alkohol und einem Feuerzeug herbeiführen – siehe Video.

Portugiesisches Essen ist im Allgemeinen sehr fleischlastig, wie in vielen südlichen Ländern. Ungesünder als deutsches Stadionessen ist es deswegen aber noch lange nicht. Denn eine Stadionwurst oder eine Portion Pommes Schranke sind ja auch nicht gerade Vitaminbomben.
Und was trinkt man zum Fussball in Portugal?  Bier, Bier, Bier und Bier – da sind sich Deutsche und Portugiesen dann wieder ganz nahe. Sagres und Super Bock sind die bekanntesten Marken. Die EM kann losgehen, Portugal macht gegen Deutschland den Auftakt. Fleisch marinieren, Grill anschmeißen und dann: Anstoß(en)!

Bild:  CC: Acquired Life

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