„How to cook cheap, fast and vegan“ – so umschreiben Sarah Conrique und Graham I. Haynes ihr Foodblog und vergessen dabei den Aspekt hervorzuheben, der ihr Blog zu etwas Besonderem macht: Liebevolle Zeichnungen ergänzen jedes Rezept – sind anschaulich, witzig und detailverliebt zugleich. Nicht die Masse bringt hier den Reiz – neue Rezepte kommen im Abstand von 3-4 Wochen, doch jedes einzelne als Hommage an die Kunst und den veganen Genuss zugleich. Dabei müssen die beiden Food-Blogger noch viel lernen. Vor allem über die Deutsche Küche.
Zugegeben: Vegan zu Kochen ist nicht jedermanns Sache – auch ich bin kein Fan davon mich beim Toben in der Küche in der Auswahl meiner Zutaten einzuschränken. Deshalb bringe ich Veganern auch immer wieder aufs Neue eine Portion Bewunderung entgegen, denn wer auf so viel Gutes verzichtet ist geradezu dazu gezwungen doppelt so kreativ zu sein. Dieser Zwang spiegelt sich auch ein wenig bei The Vegan Stoner wieder. Der Großteil der Rezepte ist höchst einfallsreich – wenige, einfache Zutaten werden durch geschickte wie überraschende Kombination zu noch nie gehörten und umso lesenswerteren Rezepten kombiniert – doch hin und wieder ist der Zwang zur Kreativität dann doch spürbar. Und die kreativen Ergüsse schießen – zumindest nach meinem Geschmack – ein wenig übers Ziel hinaus. Mein Highlight in Sachen Skurrilität: Der Avocado-Bananen Pudding, dessen Farbe allein schon die Skepsis in mir weckt – doch wie sagt der Franzose: „Beauty lies in the eye of the beholder.“ oder auch „Chacun à son goût.“
Surft man so nichtsahnend durch die fantasievolle Welt des Vegan Stoner werden romantische Vorstellungen geweckt. Ein passionierter Hobbykoch sitzt an seinem massiven Eichenholztisch, in seinem alten Haus am Waldrand und zeichnet bei Kerzenschein voller Hingabe kleine Früchte und Fläschchen. Dieses Blog muss man lieben! Doch zwei Klicks später bricht mein kleines Fantasiegebilde in sich zusammen. Hinter The Vegan Stoner stecken zwei Grafikdesigner, die neben ihrem Food-Blog auch allerhand andere, kommerzielle Grafik-Projekte am Start haben. The Vegan Stoner – ein knallhart durchkalkuliertes Kommerz-Blog? Auch das stimmt so wohl nicht. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo zwischen Blockhütte und Photoshop. Denn: Allein für die kreativen Rezept-Ideen braucht es viel Muße. Und die Idee mit den kleinen Bildchen ist nunmal schlichtweg überzeugend.
Die Rezeptideen im Vegan Stoner könnten dem Durchschnitts-Europäer durchaus exotisch vorkommen. Das mag auch daran liegen, dass unsere typisch europäische Küche und veganes Kochen zumindest für Nicht-Europäer eher wenig miteinander gemein haben. Für die Macher von The Vegan Stoner ist das einer der Gründe, warum gerade die deutsche Küche relativ wenig Einfluss auf ihre Rezeptideen hat. „In the US, the perception of German cuisine is that it consists mostly of meat. That’s why it is often overlooked as a source of inspiration for vegan cooks. But we love cooking with asparagus and potatoes, and German food is full of creative uses of these vegetables,“ verrieten sie mir im Interview. Und: Sie haben versprochen demnächst ein Deutsches Gericht zu „Veganisieren“. Mein Vorschlag: Schweinebraten mit Natursoße. Top, die Wette gilt!
„We do not presume that everyone should be vegan, although we do see possible benefits to that. Veganism is a lifestyle choice that we happen to embrace.“ – Sarah Conrique und Graham I. Haynes (The Vegan Stoner)
https://www.youtube.com/watch?v=p7SHE2hUIiw&feature=emb_title