Yorkshire Pudding, Steak mit Kruste und Forellencreme

Viellecht hätten die Briten ihre Lieblingsbeilage zum Sonntagsbraten einfach nicht „Pudding“ taufen sollen. Vielleicht hätten die kleinen Küchlein dann zum deutschlandweiten Siegeszug ansetzen können. Aber Pudding weckt nunmal zuallererst weich-cremig-süße Assoziationen, die sich im Kopf nur schwer mit Deftigem verbinden lassen. Dabei ist der Yorkshire Pudding alles andere als süß und cremig. Wir haben pünktlich zum heutigen „British Yorkshire Pudding Day“ den Praxistest vollzogen – und sind restlos begeistert von diesen simplen aber raffinierten Teigstückchen.

„Ein Gericht mit Kultcharakter“ nennt die britische Foodbloggerin Karen Booth die kleinen Yorkshire Puddings, die in England eine jahrhundertelange Tradition haben. Bis heute haben sie in der britischen Esskultur ihren festen Platz, gelten als „must eat“ für Touristen, stehen aber genauso ein- bis zweimal im Monat bei gutbürgerlichen Familien auf dem Mittagstisch. Typischerweise verzehren die Briten ihre Yorkshire Puddings zum Sonntagsbraten. Als offenes Geheimrezept gilt dabei, dass ein saftiges Roastbeef über den Puddings vor sich hingart und der Fleischsaft dabei möglichst in die backenden Kuchen hineintropfen sollte.

Kein Wunder also, dass gerade der Sonntag als Yorkshire-Pudding-Feiertag auserkoren wurde –  am ersten Sonntag im Februar jeden Jahres zelebrieren die Briten dieses Gericht, das übrigens auch in den USA gerne gegessen wird – dort allerdings in der süßen Variante. „Popovers“ heißen die Teigstückchen dort, für gewöhnlich serviert man sie mit Marmelade. In der britischen Version haben die Puddings vor allem eine Aufgabe: Die herrliche Bratensauce im Backofen und auf dem Teller in sich aufzusaugen und möglichst wenig davon zu verschwenden. Die fluffig-weiche Konsistenz macht sie zu perfekten Soßen-Schwämmen, die Außenhülle bleibt dennoch knusprig.

Die Zubereitung:

Es gibt nur wenige Gerichte, die in der Realisierung noch einfacher sind als die Yorkshire Puddings, was umso verwunderlicher erscheinen lässt, dass man sie hierzulande nur selten auf einer Speisekarte findet. Die Teigbasis entspricht im Grunde der eines Pfannkuchenteig, einzig die Zubereitung unterscheidet sich.

Für 6 Yorkshire Puddings benötigt man:

  •  2 Eier
  • 100 Gramm Mehl
  • 100 Gramm Milch
  • 1 TL Backpulver
  • Prise Salz&Pfeffer
  • Muskatnuss
  • eine feste Muffinform

Zunächst füllt man jede Vertiefung der Muffinform etwa einen Zentimeter hoch mit Öl und schiebt die Form in den heißen Backofen. Für den Teig werden die Zutaten mit einem Schneebesen verquirlt. Wer will kann noch Kräuter wie Petersilie oder andere Lieblingsgewürze hinzufügen. Sobald das Öl richtig heiß ist und schon leicht beginnt zu rauchen, verteilt man die angegebene Menge Teig auf sechs Vertiefungen. Sofort wird die äußere Schicht der Teigmasse frittiert, im Ofen bei 200 Grad werden die Puddings dann zu Ende gebacken. Innerhalb weniger Minuten gehen sie auf und werden goldbraun – deshalb sollte man dabei bleiben und den Backprozess immer wieder überprüfen.

In der britischen Version geht im Optimalfall nur der Rand der Puddings auf, da die Außenwand der Form besonders viel Hitze abstrahlt  – der innere Teil bildet eine Kuhle. Das ist uns leider nicht gelungen, geschmacklich waren die frittiert-gebackenden Gebäckstücke jedoch perfekt.

Dazu gab’s in diesem Fall ein Rinder-Hüftsteak mit einer Kruste aus Semmelbröseln, Pesto, Knoblauch, Zwiebeln und anderen Gewürzen, dazu eine Creme aus Sauerrahm, angeschwitzen Zwiebeln, kleingezupfter Räucherforelle und Kräuterfrischkäse.

0 0 votes
Leser Wertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei

2 Kommentare
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Heidemarie Kek
9 Jahre zuvor

Hallo,
ich bin gerade zufällig auf das Rezept vom Yorkshire Pudding gestoßen. Also, hier im „wilden Süden“der Republik ist er keineswegs unbekannt, allerdings unter dem Namen Pfitzauf. Der Teig wird etwas gezuckert, in einer Pfitzaufform( wie große Muffinförmchen am Stück) gebacken und mit Kompott als süßes Hauptgericht verspeist.
Jedem, der sich mit der schwäbischen Küche – die nicht nur aus Spätzle besteht !- befaßt hat, müßte das geläufig sein. Allerdings möchte ich anzweifeln, daß es ernsthaft nachzuweisende Zusammenhänge zwischen der schwäbischen und englischen Küche gibt.
Grüßle
Heidemarie