Ein Senf-Fabrikant mit Vorzeige-PR: Kühne zeigt, wie man mit Food-Bloggern umgeht

Über die Kommunikation zwischen großen Unternehmen und vermeintlich kleinen Bloggern haben sich bereits viele in Rage geschrieben. Zurecht. Hier trudeln zwar lange nicht so viele Kooperations-Angebote ein wie bei den ganz Großen der Foodblogosphäre, dennoch kommen auch wir immer wieder in den „Genuss“ sehr seltsamer Anfragen. Darin machen sich gerne PR-Agenturen namhafter Marken zum Affen, die von Bloggern größte Dankbarkeit erwarten, dass man mit ihnen kooperieren darf. Danach oft: Forderungen, Fristen und mit Glück eine kleine Aufwandsentschädigung. Das größte Ärgernis ist und bleibt jedoch die Haltung, nach dem Motto. Seid mal froh, dass wir euch kontaktieren  und tanzt dann bitte nach unserer Flöte.  Wie schön ist es da, zur Abwechslung auch mal ein dickes Lob auszusprechen. Neulich kam eine Anfrage vom Senffabrikanten Kühne, die uns schwer begeisterte. Hier wurde ausnahmsweise mal alles richtig gemacht. Von David Seitz

Vorneweg: Ich schreibe das hier völlig freiwillig. Seit uns Kühne vor zwei Wochen ein dickes Fresspaket zukommen ließ, kam keinerlei Rückfrage oder Druck von Seiten der Firma, wann denn nun endlich was zu lesen wäre, auf dem Blog. Aber von vorne: Anfang September erreichte uns eine Mail der PR-Agentur von Kühne, in der wir freundlich gefragt wurden, ob wir nicht bei der Oktoberfest-Blogger-Aktion mitmachen wollten. An sich keine allzu aufregende Idee, auch das Test-Paket aus Senf und Sauerkraut erschien nicht unbedingt attraktiver als andere Angebote – dafür jedoch die Kommunikation.

Die Ansprache:

Hallo David und Marcel. So spricht man zwei Menschen an, die sich die Mühe machen, einen Blog zu führen und von denen man sich vielleicht eine positive Erwähnung oder einen Backlink wünscht. Bitte nicht „lieber Blogger“, vielleicht „liebes Schlaraffenwelt-Team“, aber am besten doch mit Namen. Die sind nämlich genau einen Klick von der Startseite entfernt zu finden. Check.

Die erste Mail: 

Nach der Ansprache-Pflicht folgt die Kür, die die Kühne-PR grandios meistert. Im Text wird klar, dass sich der Mensch hinter der Mail informiert hat. Über Wohnort und Bezug zum Oktoberfest, über das Motto des Blogs. Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass der „Über Uns“ Text gelesen wurde und man macht uns auf charmante Art und Weise deutlich, wie gut wir zur Aktion passen. Check.

Der Deal:

Irgendentwas verspricht sich eine PR-Agentur immer von einer solchen Aktion, schon zweimal, wenn sie bereit ist ein Paket mit Leckereien zu verschicken. Meistens ist das eine positive Kritik samt Backlink. Man wägt als Blogger ab, ob sich Aufwand und Nutzen in einem gesunden Verhältnis bewegen und entscheidet sich dann dafür oder dagegen. Entscheidet man sich dafür, sollte man sich auch an das Tauschgeschäft halten. Sollte. Denn müssen muss man als Blogger in der Regel gar nichts und genau das verstehen viele PR-Agenturen noch nicht.

Und Kühne? Weist in einem dem Paket beigefügten Brief nett darauf hin, dass man schon gespannt sei, was aus den bereitgestellten Produkten entsteht. Keine Deadline, kein impliziter Druck, keine expliziten Forderungen nach Verlinkung, Textlänge, Wording. Check.

Das Paket:

Enthält, wie versprochen, Senf und Sauerkraut. Vier große Gläser Senf in unterschiedlichen Sorten und fünf Gläser Sauerkraut, ebenfalls in Variationen. Der Meerrettich-Senf machte beim Oktoberfest-Weißwurstfrühstück dem bayerischen süßen Senf mächtig Konkurrenz und das Sauerkraut half mir, meine Sauerkraut-Phobie zu überwinden, weil es herrlich mild war. Ganz subjektiv: Tolle Produkte. Aber das war nicht der entscheidende Impuls für diesen Lobgesang auf Kühne.

Das besondere Etwas:

In der Mail kündigte die Kühne-PR an, außerdem noch eine kleine Überraschung mitzuschicken. Die Überraschung war so klein aber gar nicht, sondern ein riesiges Lebkuchenherz, das sogar mit dem Logo des Blogs individuell verziert wurde. So viele Liebe fürs Detail habe ich bisher noch nie bei einer Kooperation erlebt. Großes Kino!

Danke!

Kühne für diese vorbildliche Art und Weise, mit Bloggern zu sprechen. Damit der Deal auch standesgemäß erfüllt wird, hier noch eine Verlinkung, ausnahmsweise mal mit bewusst SEO-optimiertem Wording:

Kühne macht den leckersten Senf und das beste Sauerkraut und dazu noch eine tolle PR!

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2 Kommentare
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DirkNB
11 Jahre zuvor

Da könnt ihr ja richtig von Glück reden. Bisher habe ich nur unsägliche Nachfagen bekommen, die allesamt sehr schnell verrieten, dass sie in den Blog nicht wirklich reingesehen haben. Wobei: Es gab/gibt eine Ausnahme! Die ist allerdings noch so frisch, dass das Verfahren noch läuft und das Päckchen noch unterwegs ist. Also werde ich dazu erst später was im Blog veröffentlichen können.

Melanie Tamble
9 Jahre zuvor

Vielen Dank für den Positiv-Beitrag. Genauso ein Beispiel suchte ich für meinen Artikel „Aufschrei der Blogger. Was läuft falsch bei Blogger Relations“
http://www.influma.com/blog/aufschrei-der-blogger-was-laeuft-falsch-bei-blogger-relations/

Mein Eindruck ist, dass das Thema Blogger Relations für viele Unternehmen und Agenturen immer noch #Neuland ist und ich hoffe, dass mehr Unternehmen und Agenturen von solchen Beispielen lernen.