Die Deutsche Bahn schickt mich auf Bayern-Entdeckungsstour. Mein Ziel heute ist Augsburg. Clever ist, wer auf einem Bayern-Trip Freunde mitnimmt und sich das Regio-Ticket der Deutschen Bahn holt. Je mehr Personen mitfahren, desto günstiger wird die Reise. Im Fünfer-Team bezahlt jeder nur noch 8 Euro (mit dem Werdenfels-Ticket sogar nur 7 Euro) – für beliebig viele Fahrten im Gültigkeitsbereich. Sprich: Ein Tagestrip in die Donau-Isar-Region, nach Werdenfels oder in Richtung Nürnberg wird plötzlich zum Schnäppchen. Für Zugroaste wie mich, die das Münchner Umland erst jetzt allmählich entdecken, eine ideale Option. All jene, die Bayern bereits in- und auswendig kennen, können zu unschlagbaren Preisen ihre Lieblingsziele ansteuern, mit einem Rudel Freunde im Schlepptau. Alle Informationen zum Regio-Ticket und Inspirationen für Bayern-Entdecker hat die Deutsche Bahn hier zusammengestellt. Heute führt mich mein Tagestrip in Richtung Allgäu-Schwaben. Der Regio-Express schweift durch gelbe Rapsfelder und wohlklingende Orte wie Kissing – echte Quality-Time mit Musik im Ohr. Vorsorglich habe ich mir ortskundige Begleitung eingeladen, sodass ich mir nervige Navi-Ansagen aus meinem Handy sparen kann. Ein großes Glück.
Erste Station: Das Sonnendeck. Die Dachterasse eines Parkhauses, von unten nicht erkennbar, doch oben ganz großes Kino. Wo im Winter Autos parken, wird im Sommer Sand aufgeschüttet. Der Aufzug katapultiert uns hoch über die Dächer der Stadt in einen genialen Mix aus Strand- und Rooftop-Party. Nur eine stört mittlerweile: Die Sonne. Sie prügelt so erbarmungslos auf unsere Haut ein, dass uns Schweißbächlein und ein leichter Rotstich schon nach einer knappen Stunde zum Weiterziehen treiben. Abends, denke ich mir, muss das der Hotspot schlechthin sein. Um 16 Uhr an einem Tag wie heute ist es leider viel zu heiß. Wir haben eine andere Mission. Eis muss her. Und zwar nicht irgendein Eis, sondern bitte gleich was Besonders. Wir nehmen uns vor, das beste Eis der Stadt zu finden. Oder vielleicht eher das extravaganteste? Mich gelüstet es nach Sorten, die ich noch nie gegessen habe.
Wir lassen uns leiten von kleinen Menschenströmen, durch die wirklich charmanten Gassen der Augsburger Altstadt. Vorbei am Rathaus über kleine Brücken, durch die sonntagsbedingt menschenleere Einkaufsmeile und landen bald am Eis Santin: Eine kleine Eisdiele, deren Reiz in diesem Moment eher von der Menschenschlange als von der Fassade des Ladens ausgeht. Besonders hip wirkt das kleine Eiscafé auf den ersten Blick nicht. Und auch auf den zweiten nicht. Die Sortenpalette umfasst zwar alle Klassiker, allerdings ohne besonders kreative Auswüchse. Das Höchste der Gefühle ist das Käsekuchen-Eis. Eine Kugel davon nehme ich mir mit. Ich bin zufrieden, aber nicht überwältigt. Zumindest kühlt es gut. Toll sind die kleinen Knusperstücke zwischen der zitronigen Creme. Ich frage mich immer wieder, wie man inmitten einer nassen Eismasse diese knusprige Konsistenz aufrecht erhalten kann. Fazit: Solide, aber da ist noch Luft nach oben auf unserer Mission.
Station zwei versöhnt mich schnell mit der leichten Enttäuschung zum Auftakt. Das Café Tutti Frutti punktet zwar nicht mit dem innovativsten Namen der Welt, dafür aber mit einer spannenden bis kuriosen Auswahl an Sorten. Pistazie, Mandel mit einem Hauch Zitrone. Granatapfel. Mango, Maracuja, Guave, Kokos Limette (alles in einer einzigen Sorte). Und dann noch dieses traumhafte Karamelleis mit Fleur de Sel. Mit dicken Karamell-Stücken und einer ganz dezenten Salznote wird am Ende des Tages zum Aroma-Sieger aller getesteten Sorten avancieren. Aber auch der „Brasilian Dream“ schmeckt angenehm ungewöhnlich mit vielen kandierten Limetten und eingebautem Südsee-Flair. Ein bisschen wie ein exotischer Cocktail in Eisform. Auch die Lage des Tutti Frutti in einem unbelebten Pflasterstein-Gässchen gefällt mir. In diesem Moment glaube ich, meine Eis-Erfüllung für heute gefunden zu haben. Doch Sie werden nicht glauben, was dann passierte.
Mittlweile hat die Sonne eine erträgliche Intensität erreicht. Betäubt durch einen kleinen Kälteschock von sehr viel Eis, streunen wir am Dom entlang, passieren eine kleinen Surfer-Welle und landen schließlich am Moritzplatz. Der Eishunger ist eigentlich gestillt, doch dann fällt mein Blick auf eine unscheinbare Tafel an einer kleinen Eis-Vitrine am Eck. Und diese Tafel ist – ohne zu übertreiben – mit das Verlockendste, was ich in Sachen Eis seit langem gesehen habe. Witzigerweise steckt hinter dem kreativen Erguss keine italienische Gelateria, sondern das Café Goldener Erker, das deutscher kaum klingen könnte. Aber wehret den Vorurteilen – kleiner Auszug gefällig?
Sauerrahm Cashew. Mandelmilch-Schwarzkirsche. Ananas-Thai-Basilikum. Himbeer-Sahnemousse und weiße Schokolade. Weinbergpfirsich-Joghurt. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, durchzuckt es mich wieder und ich bereue, dass ich nur die ersten drei der eben aufgelisteten Sorten probiert habe. Aber nach gefühlten acht Kugeln Eis, war das Limit dann leider erreicht. Sauerrahm Cashew überraschte mich dabei am meisten. Zwei Zutaten, die per se ja nicht zu den Geschmacksgranaten gehören, verbinden sich in diesem Eis zu einer milden, nussig-frischen Melange. Karamellisierte Nussstücke sorgen für einen schönen Crunch und wenn sich dann noch ein Hauch von der Nachbarkugel Schwarzkirsche mit auf den Löffel schummelt, ist das ganz große Eis-Emotion.
Das Eisglück im Kopf verdrängt das unheilsschwangere Bauchgefühl, als ich mich langsam auf den Weg Richtung Bahnhof mache. Die Abendsonne begleitet mich und die 10 Minuten Fußweg sind in diesem Moment sehr willkommen. Ich bin mehr als überrascht von dieser Stadt. Nicht nur vom famosen Eis-Erlebnis, sondern auch von den beschaulichen Gassen, dem vielen freien Raum, den man in der Münchner Innenstadt vergeblich sucht. Die Menschen seien bei dem Wetter an den Seen im Augsburger Umland, habe ich mir sagen lassen. Gut zu wissen! Denn noch warten da am Moritzplatz einige Eis-Sorten darauf, getestet zu werden. Schon im Zug nach Hause schweifen meine Gedanken dorthin zurück. Weiße Vanille Maracuja…
Ein schöner Beitrag- mit netten Fotos- zum Eis schlemmen in Augsburg!
Liebe Grüße, Julia
Super schöner Artikel! 🙂
Die Fotos sind ebenso richtig toll geworden. ♥
XX,
www.ChristinaKey.com
♥
Toller Artikel über unsere schöne Stadt 🙂 Und das Eis am Moritzplatz ist wirklich das beste der ganzen Stadt. Empfinde ich als gebürtige seit 42 Jahren hier lebende Augsburgerin zumindest so 🙂 Am besten lässt es sich in der selbstgemachten Mandelwaffel genießen 😉
Vielen lieben Dank für deinen schönen Artikel, den ich leider erst jetzt zufällig entdeckt habe.
Kann leider nur nicht wirklich deine Beurteilung teilen, da beim Goldenen Erker nur Industrieeis von Mövenpick verkauft wird und ich persönlich lieber hausgemachtes Eis bevorzuge.
Sonst gehe ich doch lieber gleich in den Supermarkt?
Nichts für ungut nur meine Meinung…
Hallo Corinna. Da gabs tatsächlich Mövenpick-Eis, aber auch eine riesige Liste mit selbst gemachten. Sowas wie Cashew-Sauerrahm gibt’s von Mövenpick nicht soweit ich weiß 🙂
Hallo David,
doch ist alles von Mövenpick, es gibt nur von Mövenpick Eissorten die nicht im freien Handel zu erwerben sind. Ich weiß das so gut, weil eine Freundin von mir dort gearbeitet hat?
Ich bin erst letzten Oktober nach Augsburg gezogen und habe davor auf dem Land gewohnt. Dafür ist Augsburg auf jeden Fall perfekt. Es ist nicht so vollgepackt, wie richtige Großstädte, aber es gibt eigentlich immer wieder etwas neues zu entdecken.
Bis jetzt war ich auf dem Sonnendeck und im Cafe Tutti Frutti. Beides super toll, das eine für das Feeling und das andere für das unfassbar leckere Eis :).