„Kobe-Beef – das beste Fleisch der Welt“ stand einige Zeit als Headline in diesem Blog. Nicht, weil ich diese Aussage selbst so treffen würde, sondern weil sich dieses Bild durch unzählige Medienberichte so etabliert hat. Damals hatte ich diese Formulierung als Aufhänger verwendet, um meinen Erfahrungsbericht aus Japan einzuleiten. Mittlerweile habe ich ein dickes Fragezeichen dahinter gesetzt. Ich habe in Kobe selbst Kobe-Beef gegessen und mittlerweile für mich erkannt, dass diese Aussage so nicht haltbar ist. Kobe & Wagyu in ihrer maximal marmorierten Form sind für mich nicht das beste Fleisch der Welt – vielmehr das am stärksten missverstandene Fleisch überhaupt.
Inhaltsverzeichnis
- Das unterscheidet Wagyu und Kobe
- Fett ist nicht gleich Geschmack
- Ist Kobe Alltagstauglich?
- Deutsches Wagyu kaufen
Was ist der Unterschied zwischen Wagyu und Kobe-Beef?
Wagyu ist japanisch und bedeutet übersetzt „japanisches Fleisch,“ denn diese indigene Rinderrasse hat ihren Ursprung in Japan, dort nennt man sie auch Tajima-Rinder (übersetzt: Schwarzvieh). Kobe ist nichts anderes als Wagyu mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Einzig und allein reinrassige Tajima-Rinder aus der japanischen Präfektur Hyogo mit dem Verwaltungssitz Kobe dürfen diese Bezeichnung tragen. Sie erreichen unter all den Wagyu-Rindern weltweit (es gibt mittlerweile auch deutsche Züchtungen) den wohl extremsten Marmorierungsgrad im Fleisch, durch genetisch bedingte Fetteinlagerungen im Muskelgewebe. Ähnliche Marmorierungsgrade weisen auch Rinder aus den Regionen Miyazaki, Ohmi und Kagoshima auf, allerdings sind diese Labels hierzulande weniger bekannt als das „Kobe-Beef“. Sie werden als stark marmoriertes japanisches Fleisch unter der Sammelbezeichnung „Kuroge Beef“ zusammengefasst. Die unzähligen weißen Äderchen, die das Fleisch mehr rosa als rot erscheinen lassen, sind der feuchte Traum (fast) jeden Fleischfans. Einmal im Leben ein Kobe-Steak essen, ein Posten für die kulinarische Bucketlist. So war das auch bei mir, doch auch ich habe Kobe-Beef lange Zeit falsch verstanden.
Was erwartet man, wenn man vom „besten Fleisch der Welt spricht?“. Welche Qualitätsmerkmale hat gutes Fleisch? In meinem Universum steht an erster Stelle der Geschmack, dann die Konsistenz. Mit diesem Maßstab sind wohl die meisten Fleischliebhaber einverstanden, wenngleich die Textur gerade bei Neulingen in der Gourmetfleisch-Welt meist den größten Aha-Effekt erzielt. Für Freunde kräftigen Fleischgeschmacks kommt nun jedoch die Enttäuschung: Nach diesem Maßstab ist Kobe & Wagyu nicht das beste Fleisch der Welt. Und ein ganzes Kobe-Steak würde ich selbst meinem besten Freund nicht zumuten wollen. Hochmarmoriertes Kobe-Beef besteht in erster Linie aus Fett – und das verändert alles.
Mehr Fett ist nicht gleich mehr Geschmack
Geschmack entsteht primär durch zwei Komponenten: Man benötigt einen Geschmacksgeber und einen Geschmacksträger bzw.- verstärker. Beim Fleisch ist das sogenannte „Blutfleisch“, also der Muskel-Anteil des Steaks der Aromaspender. Dort bilden sich speziell bei der Trockenreifung Glutaminsäuren und dadurch intensive und komplexe Geschmacksnuancen. Das Fett ist der Geschmacksverstärker. Das ist der Grund, warum ein ultra-mageres Jungbullen-Hüftsteak nach ziemlich wenig, aber ein Entrecote von einer alten Kuh nach ziemlich viel schmeckt. Es braucht viel charakterstarkes Blutfleisch, ausreichend Fett und am besten Trockenreifung, um einen aussagekräftigen Geschmack zu erzeugen. Ausreichend Fett bedeutet 10-15%.
Die Gleichung „mehr Fett = mehr Geschmack“ trifft bis zu einem bestimmten Punkt zu. Das ist der Grund, warum Steak-Kenner ihr Fleisch nach dem Grad der Marmorierung auswählen. In deutschen Metzgereien geht diese Strategie in der Regel auf, da man hier nur seltenst extrem marmoriertes Wagyu und schon gar kein Kobe-Beef findet. Doch es gibt einen Bereich, in dem diese Rechnung aus der Balance gerät und bei Kobe-Beef ist das Verhältnis Blutfleisch zu Fett aus dem Gleichgewicht geraten. Denn: Fett selbst hat nur einen sehr dezenten Eigengeschmack und wirkt nahezu ausschließlich geschmacksverstärkend (abgesehen von oxidativen Noten bei der Trockenreifung). Wenn der Anteil an Blutfleisch allerdings so gering ist, dass es kaum Geschmack gibt, den das Fett verstärken kann, dann nutzt einem das beste Fett nichts – und genau dieses Problem haben wir bei Kobe-Beef.
Kobe – ist das wirklich artgerecht?
Dazu kommt ein großes Problem: Marmorierungen von A10 und mehr – wie sie ausschließlich in Japan erzielt werden, sind nicht mehr allein auf gute Genetik zurückzuführen. Viele Betriebe dort haben ihre Produktion komplett auf die Ausprägung von Fett im Fleisch ausgelegt. Das bedeutet: Möglichst wenig Bewegung und Licht für die Tiere – dazu möglichst viele Kohlenhydrate. Dass diese Art der Fleischproduktion nicht tierwohlgerecht sein kann, erkennt man auch ohen Abschluss auf der Landwirtschaftsschule. Es mag auch in Japan positive Ausnahmen geben, doch das Gros des importierten Wagyu-Fleischs hatte keine angenehme Vorgeschichte. Da japanische Mastanlagen ihre Pforten konsequent vor westlichen Augen geschlossen halten, basieren diese Informationen auf Aussagen von Experten aus der Wagyu-Szene, mit denen ich in den vergangenen Jahren gesprochen habe. Ein wenig logischer Menschenverstand sollte aber ausreichen, um beim Anblick von Kobe-Beef zumindest mal kritisch zu hinterfragen, wie sowas entstehen kann.
Deutsches Wagyu – der andere Weg
Auch in Deutschland wird seit einigen Jahren Wagyu-Rind gezüchtet – dabei liegt der Fokus – zum Glück – auf einer sehr tierwohlgerechten Aufzucht mit dem Ziel einer moderateren Marmorierung. Der Grund: Vielen Landwirten ist bewusst, dass eine Extrem-Marmorierung nur durch wenig Bewegung und extreme Mast entstehen kann. Die genetische Veranlagung zur Fetteinlagerung ist bei der Rasse immer da – die Frage ist, wie sehr man diese Neigung auch „ausnutzt“. Und hier gibt es meiner Meinung nach ethische Grenzen. Die beginnen dort, wo die Lebensqualität des Tiers zu Gunsten von mehr Fett eingeschränkt wird. Ein Vorreiter dieser Bewegung ist Franz Kirchner von Westerberger Wagyu, der in Bayern Wagyu-Beef erzeugt. das für mich zum Besten gehört, was der Fleisch-Weltmarkt zu bieten hat. Ihm gelingt es, durch genetische Selektion und ein hohes Alter der Tiere, stake Marmorierungen zu erzielen, die jedoch nicht auf dem Rücken der Tiere ausgetragen werden. Die Marmorierungsgrade bleiben dabei in einem Rahmen, der auch Steak-Genuss zulässt. Und das Fleisch hat einen intensiven Eigengeschmack durch einen hohen Anteil an Rauhfutter (Gras und Heu).
50% Fett und mehr – der Charakter fehlt
Zurück zum Kobe-Beef: Fragwürdige Haltung und zu viel Fett – das klingt erstmal nicht allzu positiv. Warum dann der Hype um Kobe-Beef? Der gigantisch hohe Fett-Anteil von weit über 50% bei Rindern der höchsten Marmorierungs-Stufe 12 führt zu einem völlig neuartigen Mundgefühl beim Essen. Das Fett der Kobe-Rinder schmilzt bereits bei 25 Grad und beim Kontakt mit der 37 Grad warmen Mundhöhle schießt das flüssige Rinderfett aus den Fettadern und füllt den Mund. Der verschwindend geringe Rest Muskelgewebe verschwimmt in der cremigen Masse und schafft es gerade noch so, ein dezentes Fleischaroma beizusteuern. Die Textur von Kobe-Rind ist einzigartig und definitiv ein einzigartiges Erlebnis. Ich würde mich auch dazu hinreißen lassen, das Fleisch als das saftigste der Welt einzustufen. Zum besten Fleisch der Welt allerdings fehlt mir der Charakter. Damit ist Missverständnis Nummer eins geklärt: Kobe-Beef schmeckt Welten weniger aromatisch als ein trocken gereiftes Angus-Rind oder das Fleisch einer fetten alten Kuh oder eines deutschen Wagyus mit ausreichend Fleischanteil. Es fühlt sich im Mund jedoch einzigartig saftig und zart an und hat gefühlt kaum noch etwas mit Fleisch zu tun, wie man es kennt. Dass die Japaner bei ihrer Verständnis von Kulinarik gerne die Augen vor dem Thema Tierethik und Umwelt verschließen, ist kein Geheimnis – davon können Thunfische und Wale ein Lied singen.
Kobe-Steaks zum Sattessen? Geht nicht!
Missverständnis zwei besteht darin, dass Kobe-Rind gerne als Rohstoff für High-End-Steaks betrachtet wird. Der immense Fettgehalt lässt den vertrauten Fleischkonsum in Form eines dicken, hungerstillenden Steaks allerdings nicht zu. Das Fett ist zwar nicht hochgradig ungesund, es hat einen hohen Anteil an Omega3-Fettsäuren, vergleichbar mit Lachs, doch der Körper rebelliert bereits nach einer recht geringen Menge. Mehr als 150 Gramm Kobe-Beef ist kaum verkraftbar, dann widersteht einem das Fett. Man bedenke: In diesem Moment hat man bereits etwa 100 Gramm Fett konsumiert. Das ist mit einer kleinen Mahlzeit schon deutlich mehr als der empfohlene Tagesbedarf von 70 Gramm.
Kobe-Beef muss in wohl dosierten Mengen genossen werden. Im Ursprungsland Japan kommt Kobe als hauchdünne Fleischscheiben ins Shabu Shabu oder in einen Sukiyaki-Eintopf, es wird dünn aufgeschnitten für Sekunden über Holzkohle gegrillt (Yakiniku) oder landet als flambierte Auflage auf Fusion-Sushi. Für Touristen zelebriert man gerne eine kleine Kobe-Zeremonie, bei der ein Steak in verschiedene Bestandteile zerlegt und einzeln gegrillt wird – auch hier nur in kleinen Happen genießbar. Mark Schatzker, der in seinem Buch: Steak – One man’s search for the world’s tastiest piece of beef auf die Suche nach dem besten Fleisch der Welt geht, hebt Wagyu auf eine Ebene mit Foie Gras. Wagyu – so Schatzker – sei edler und raffinierter als Fleisch, wie man es kenne – aber nicht besser, sondern einfach anders. Fleisch muss für ihn blutig und fleischig sein, man müsse realisieren, dass man ein Tier verspeise. Bei hochmarmoriertem Wagyu sei das nicht gegeben. Richard Vines befragte in einem Artikel für Bloomberg dutzende Chefköche nach ihrer Meinung zu Wagyu-Beef. Was sich durch die Antworten der Köche zieht, ist die Aussage: Kobe-Beef ist toll, aber fast alle würden ein weniger stark marmoriertes und lange gereiftes Rind vorziehen.
Luxuriös und aufgregend, aber nicht alltagstauglich
Kobe und hochmarmoriertes Wagyu-Fleisch müssen als eine eigene Kategorie von Lebensmittel eingestuft werden, die sich in jederlei Hinsicht von allen anderen Fleisch-Fabrikaten unterscheidet. Das gilt für das Geschmackserlebnis, den Nährwert, für den Einsatz in der Küche und nicht zuletzt auch für den Preis. Beim Thema Tierwohl, muss sich jeder Genießer selbst die Frage stellen, wie weit er/sie gehen möchte. Kobe-Beef ist aus rein kulinarischer Perspektive weder das beste Fleisch der Welt noch die High-End-Stufe der heimischen Grillparty. Kobe-Beef gehört in die Hände von Experten, die sich der Wucht des Fetts bewusst sind und es in die richtigen Bahnen lenken können. Um es kurz zu machen: Kobe ist das wohl saftigste, weil fettigste Fleisch der Welt. Es zu essen ist eine luxuriöse, aufregende und einzigartige, allerdings nicht alltagstaugliche Genuss-Erfahrung.
Wenn man schon den Anspruch erhebt, differenziert das Thema Fleisch zu erarbeiten, sollte man nicht den dummen Fehler machen, Poren auf Muskelfleisch zu verorten. Die sind de facto nämlich nur auf Haut vorzufinden.
Hi Oliver!
Ich kenne die Poren-Legende, habe das in vergangenen Artikeln auch schon aufgegriffen. Dass das Fett „aus allen Poren“ schießt war in diesem Fall bildsprachlich gemeint, um das Gefühl irgendwie zu beschreiben. Zum Begriff „blutig“. Das ist ein Zitat, dass ich hier aufgegriffen habe, keine Charakterisierung von mir.
Liebe Grüße, David
Qualität hat seinen Preis und das hast Du hier eindrucksvoll und ausführlich beschrieben. Ich bin ein Fan von gutem Fleisch und insbesondere hier sollte man Bewusstsein entwickeln was man zu sich nimmt. Natürlich ist viel Fett ungesund, aber als geschmacksintensive Ausnahme macht dieses Fleisch viel her. 🙂 Vielen Dank für den informativen Artikel!
Gerne würde ich hier ergänzen das japanisches Wagyu einen hohen Anteil (bei Miyazaki-gyu z.B. über 60%) ungesättigte Fettsäuren enthält. So ungesund ist es also gar nicht, im Gegenteil. Den grössten Fehler machen viele bei der Kalkulation der Menge pro Person. Es reichen 60-80 Gramm in der Vorspeise und 120-150 Gramm im Hauptgang.
Desweiteren müsste der Aspekt des Umami hervorgehoben werden. Selbst viele Köche sind mit diesem Thema überfordert. Ich gebe dem Autor recht, ein Dry-age ist bezüglich Fleischgeschmack sicherlich sehr viel intensiver. Bei Japanischem Wagyu geht es jedoch auch um die Vielschichtigkeit und den langen Abgang, wie bei einem guten Wein. Ich denke das man Japanisches Wagyu nicht mit „normalen“ Fleisch vergleichen sollte. Es ist eine Delikatesse die selten, in kleinen Mengen genossen werden sollte.
Abschliessend sei anzumerken das dieses Produkt auf dem Weltmarkt erst seit wenigen Jahren offiziell angeboten werden kann. Wer nie Tesla gefahren ist hat zu Beginn eine eingeschränkte Sichtweise und reagiert oft mit Ablehnung, Aufgrund eingeschränkter Erfahrung. Wie ich am eigen Leib erfahren habe ist das Thema Wagyu, sowie die Japanische Kultur generell, sehr viel tiefgründiger als viele denken. Ich würde mich freuen wenn wir uns offener gegenüber anderen Kulturen zeigen würden um die Hintergründe zu verstehen.
Deine Darstellung deckt sich an vielen Punkten mit meinen Erfahrungen. Allerdings kenne ich nur deutsches, reinrassiges Wagyu mit sehr hohem Marmorierungsgrad. (10+ nach Angaben des Erzeugers). Als Steak würde ich diese, wie du auch sagst, nur noch in kleinsten Portionen zubereiten. Und ich würde beim Einkauf bewusst zu weniger marmorierten Teilstücken (ich hatte mal ein sehr gutes Onglet) greifen. Es stellt sich aber in der Tat die Frage, ob es nicht von vornherein sinnvoller ist, es in der Zucht gar nicht auf den höchsten Marmorierungsgrad anzulegen. Vielleicht eröffnet das auch neue Perspektiven auf den Sinn von Kreuzungen von Wagyu mit anderen guten Fleischrassen.
Ergänzend zu deiner Darstellung kann ich allen experimentierfreudigen Fleisch-Fans nur empfehlen, Wagyu auch mal zum Schmoren oder Kochen zu verwenden.Ich habe damit hervorragende Erfahrungen gemacht und kaufe Wagyu nur noch zu diesem Zweck. Auch hier empfiehlt es sich übrigens, die Portionsgrößen knapp zu bemessen.
Hey Eva! ich freu mich total, dass sich auch mal eine Frau an dieser Diskussion beteiligt. Ich hatte vor einiger Zeit einen Schaufelbug von einem Wagyu (Schergengruber – von Lucki Maurer) und das war sensationell. Geb‘ dir also recht, schmoren ist eine super Idee! Und auch dein Argument mit dem gezielten Züchten von weniger extremen Marmorierungsgraden macht aus Genuss-Sicht sehr viel Sinn. Danke für deinen Beitrag!
Liebe Grüße,
David
Ich mache öfters Rouladen aus der Oberschale eines Wagyu, stets ohne Speck (das mag ich ohnehin nicht und wäre bei Wagyu meines Erachtens der reine Irrsinn). Ein Traum! Dann habe ich eine Brust vom Wagyu in Tafelspitz-Manier mit asiatischen Aromen zubereitet. Auch spitze geworden. Demnächst werde ich mal Rouladen aus der Kugel versuchen und vielleicht auch mal testen, wie ein Steak aus der Kugel wird.
Huhu,
netter Artikel, habe mich schon gefragt wie die Leute das finden, dass es nur noch aus Fett besteht.
Ich bin eine Katastrophe was Fleischfett angeht. Bei mir funktioniert nicht, was alle Anderen über Fett im Fleisch sagen. Der Geschmack wird für mich eklig, so tranig und völlig wabbelig überdeckt vom Fett. Es nimmt, statt zu verstärken.
Nach schon ewiger Weigerung Fett zu essen, wurde ich als Kind schließlich gezwungen fetten Speck aus der Erbsensuppe zu essen. Als ich es versuchte zu schlucken, kam alles aus mir raus, auf den Esstisch geschossen. Ungewollt natürlich. Alleine das Gefühl es im Mund zu haben oder auch nur bei anderen im Mund wabschen zu hören, ist für mich unerträglich. Egal wie klein das Fett ist, vor dem Essen muss Fleisch siziert werden. Bratwurst etc. kann ich gar nicht mehr essen, wegen der Gnubbelstücken und der sehr hohen Fettigkeit an sich. Immerhin gibt es aber schon gute im Bio Bereich, wo deutlich weniger Fett enthalten ist, manchmal geht das für mich.
Also begreife ich ganz klar den Kobe Hype nicht. Was läuft falsch bei mir, dass Fett am Fleisch für mich das abartigste auf der Welt ist?
Ich liebe Milchfett, da verbreitet sich der Geschmack in meinem Mund, z. B. bei herrlicher, nichthomogenisierter demeter Milch. Bei Käse, Sahne und Butter, alles wunderbar. Fleisch aber verliert für mich Aroma mit Fett. Wie eigenartig oder?
Die einzige Situation in der ich Fett mitesse, ist komplett(!) knuspriger Bacon oder recht mageres Hackfleisch, weil es da nicht zu entfernen ist und es sonst trocken würde. Selbst bei einem von mir geliebten Ribeye pule ich die mageren Stücke raus, denn die sind klar toll, und entsorge den Rest :/
Ich kaufe übrigens Bio Fleisch, z. B. von der demeter Metzgerei Dreymann.
Ja sorry, für meinen langen Beitrag, ich wünschte ich würde es so essen können wie ihr, auch im ökologischen Sinn ?
Übrigens war ich niemals ein Mäkelesser, schon in der Grundschule wurde ich wöchentlich in Restaurants aller Länder mitgenommen, konnte mit 8 Schollen filetieren, aß am liebsten mit Garnelen und Feta gefüllte Kalamaris beim Griechen usw. Ich kann einfach kein Fett am Fleisch essen. Toll finde ich das nicht.
Lieben Gruß
Nidi
Hey Nidi,
Das ist verrückt der Text könnte von mir sein 1 zu 1 genau das gleiche Problem????
Ausnahme bei mir auch der bacon. Du bist auf jedenfall nicht alleine ????
Falls du noch kein Wagyu probiert hast versuche es wenigstens einmal bei mir ging es tatsächlich
Klasse Beitrag
Mehr möchte und muss Ich nicht dazu sagen.
MfG M.Kurz
Swiss.BBQ.Club
Den Mythos über Kobe hast du sehr fein beschrieben David.
Ich persönlich habe die Zartteile vom Kobe-Beef, von älteren traditionellen japanischen Köchen nie als reines Steakfleisch empfohlen bekommen.
Sondern fein aufgeschnitten in tollen Varianten.
Heute ist es in der westlichen Welt leider zur Mode geworden, alles schnell zu Veramerikanisieren.
Nicht nur im Lebensmittel Handwerk.
Schade.
Viele Grüße, Peter
Danke für den Bericht. Er hat mir sehr geholfen, dieses Fleisch besser einzuschätzen.
Ich als Fleischlaie empfand das Wagyu, welches ich bei einem Essen bekam, vor allem eins – fettig. Interessant, aber zu wenig Geschmack für mich.
Vielen Dank , der Wunsch mal Kobe Beeft zu essen ist jetzt nicht mehr so stark. Ich bleibe bei meinem Lieblings Ribeye Steak.
Hatte gerade in Saigon erstmalig das Vergnügen Kobe Rind zu geniessen….völlig unerfahren dort in Bezug auf Ihren Kommentar offensichtlich gleich in richtiger Form und Dosierung, nämlich geschnitten in hauchdünne Scheiben, die dann im Hotpot in zweierlei gewürzaromatisiertem Sud mit frischen Gemüsesorten gegart wurden….selbst am Tisch mal durch, mal halb roh selbst steuerbar…..sensationell……das Ganze auch noch für nur für umgerechnet 7,75€ für zwei Personen…..nur kein Neid!
Hi Klaus – es ist schon ein Erlebnis, aber mal sollte sich klar machen, was man da isst und es sehr bewusst genießen. Liebe Grüße, David
interessante zusammenfassung. ich finde den hype um wagyu ehrlich gesagt ziemlich anstrengend. die frage, die sich mir stellt, ist immer ab welchem punkt man eigentlich nur noch für den hype bezahlt. dazu kommt, dass ich wagyu burger, wagyu sandwich, wagyu dry aged und und und irgendwie dämlich finde. hier wird mit dem namen wagyu geklickbated. ab dem moment, wo wagyu den westlichen markt überschwemmt und wirklich jeder ne meinung dazu hat, verliert es meiner meinung nach gänzlich seinen wert.
Ich muss hier noch einmal eine Lanze brechen für das japanische Fleisch. Dass es oft missverstanden wird, glaube ich auch. Vielleicht muss man schon bereit sein, sich etwas auf die japanische Kultur einzulassen, um es richtig genießen zu können?
Wir sind jetzt zwei Mal in Japan gewesen und lieben die Hida-Region in den Alpen. Auch diese ist eine traditionelle Wagyu-Region mit dem preisgekrönten Hida-Beef.
In unserer Lieblingsstadt Takayama kann man teils für 15€ pro Person Verschiedene Stücke des Fleisches essen (Gemüse und Reis ist inklusive, mit ca. 100g Fleisch pro Person ist man hinterher gut gesättigt). Wir essen es am liebsten als Yakiniku. Man hat einen eigenen kleinen Grill in der Tischmitte und grillt sich mundgerechte Happen von Fleisch und Gemüse selbst. Ein bisschen vergleichbar wie Raclette oder Fondue, nur eben als Grillversion. Die Teilstücke, die man grillen möchte, sucht man sich vorher aus. Man kann also den Fettanteil im Fleisch, wie auch den Grad der Marmorierung selbst bestimmen und sucht sich das Fleisch entsprechend der eigenen Vorlieben aus.
Ich kann es nur jedem empfehlen. Es ist eine Umamibome! Also, was hier beschrieben wurde, dass es zu wenig Eigengeschmack mitbringt, kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Es ist geschmacklich wie eine wunderbar konzentrierte Rindfleischconsomee im Mund. Herrlich saftig, zartschmelzend. Mit einem Wahnsinns-Nachgeschmack.
Auf der letzten Reise haben wir dann auch echtes Kobebeef probiert (ja, das mit der Menge stimmt: Wir hatten 150g für 8 Personen). Es war vielleicht noch etwas zarter, aber geschmacklich überhaupt nicht besser als das Hidabeef (vielleicht sogar ein bisschen weniger geschmacksintensiv).
Für mich bleibt festzuhalten: Kobe wird wahrscheinlich einfach deswegen gehipet, weil sie noch mal etwas mehr Tamtam um die Auswahl der Rinder und ihre Zertifikate machen und es ist halt einfach bekannter. Dazu war es Jahre lang total schwer zu bekommen und vielleicht war das dann der Reiz? Das man sagen kann: Oho, ich habe schon mal Kobefleisch gegessen… Das Fleisch aus den anderen Regionen Japans ist in Wirklichkeit mindestens genauso gut. Fett ist ein Geschmacksträger! Ich finde es lohnt sich!
In Japan in einem normalen Supermarkt bekommt man sehr schön marmoriertes Rindfleisch schon für 10€/100g. Mit den geringen Mengen, die man für ein Shabushabu oder ein Yakiniku braucht, ist es also echt erschwinglich. Die normale japanische Supermarktqualität entspricht dem, was man hier in Deutschland als absolut Highend bezeichnen kann und teilweise überhaupt nicht zu kaufen bekommt und schon gar nicht bezahlen kann… :-(((
Fazit: Niemand braucht Kobe, aber echtes Wagyu (wie der Name schon sagt, tatsächlich aus Japan) ist ein wahrer Genuss, den man zumindest einmal ausprobieren sollte.