In unserer Serie „Munich Food Stories“ portraitieren wir Food-Konzepte, die für uns einen einzigartigen Platz in der Münchner Gastronomiewelt einnehmen. Dieses Mal ist das Little Daruma an der Reihe – eine kleine Sushi-Bar mit einer ganz besonderen, traditionellen Art von Sushi: Die Temaki-Rolle. Wir haben Marco und seine Temakis in einem Video portraitiert.
„Ich war noch nie ein großer Fan von warmer Küche“, erklärt mir Marco Kühnhold während er eine Portion Reis in seinen Händen zu einer Kugel formt. Ich sitze an einem kleinen Tisch auf einer Schaukel, die von der Decke hängt. Zwei Shiba-Inus beäugen mich müde von ihrem Platz unter der Bank. Der Schauplatz: Das Little Daruma in der Rumfordstraße, München.
Mit gekonnten Griffen verteilt Marco den Reis gleichmäßig auf dem Nori-Blatt. Darauf drapiert er den Thunfisch und garniert ihn mit einer selbstgemachten Sauce, Schnittlauch, Frühlingszwiebel und Chilifäden. Dann rollt er das Ganze zu einer Kegelform und fertig ist die Temaki. Genauer gesagt „Spicy T“ – seine eigene Kreation.
Die Temaki – eine sehr traditionelle Form von Sushi
Die Temaki ist eine Variante von Sushi, die in Japan traditionell in der Familie gegessen wird. Zusammen an einem Tisch kann jeder selbst bestimmen, was in seine Temaki kommt. Ähnlich wie beim Raclette.
Dasselbe Konzept hat Marco für sein Restaurant übernommen. Die Grundzutaten sind immer gleich: Sushi-Reis und Nori-Blätter. Ich habe die Auswahl aus verschiedenen „Proteinen“ also Fisch, Fleisch, Ei und Tofu. Dann kann ich mich noch zwischen jeweils 8 verschiedenen Füllungen, Saucen und Toppings entscheiden. Insgesamt ergeben sich daraus fast 400. 000 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Hört sich komplizierter an, als es ist, denn auf einer Tafel sind alle Zutaten angeschrieben. Ich muss mich also bei der Bestellung nur von links nach rechts durcharbeiten und das auswählen, was ich haben will.
„Man muss nicht studiert haben, um bei uns zu essen.“ sagt Marco und lacht – kompliziert ist sein Temaki-System trotz der großen Zahl an Varianten nicht. Egal, ob Temaki mit Lachs, Avocado, Unagi-Sauce und Sesam oder eine fruchtige Variante mit Krabben, Mango, Orange und Ingwer; wofür man sich auch entscheidet, der Preis bleibt immer 5,90 €. Zwei Rollen gibt es als Mittags-Angebot mit einer Miso-Suppe für 11,90 €. Drei Temaki zu einem Preis von 15,90 €. Qualität hat nun mal ihren Preis. Dafür habe ich die freie Auswahl über die Zutaten und muss mich weder auf vorgefertigte Gerichte beschränken, noch, wie bei anderen „Pick-Your-Food“ Konzepten, die ganze Zeit zusammenrechnen, was es am Ende kostet. Eine angenehme Abwechslung.
Mit der Kategorie „Chefs Choices“ bietet er auch seine eigenen Kreationen an. Mit „Hot Alaska“, „Mango Tango“ oder der „Little Daruma“ ist für jeden Geschmack etwas dabei. Gut gefällt mir, dass es mit verschiedenen fleischlosen Toppings viele vegetarische und vegane Optionen gibt und die auch frei miteinander kombiniert werden können.
Frische Zutaten und Freude am Handwerk – Darum geht es im Little Daruma
Bei den Zutaten setzt Marco auf Qualität und Authentizität: Gelbflossen-Makrele, Algenblätter und Schwarzwurzel bestellt er aus Japan. Den Tofu, Tobiko und andere exotische Zutaten bezieht er von Händlern, bei denen er weiß, dass die Qualität stimmt. Um an die frischen Filets zu kommen, die er für sein Sushi verwendet, zerlegt er den Fisch jeden Tag in Handarbeit.
Die Soßen hat Marco selbst kreiert und abgeschmeckt. Er bleibt dabei immer experimentierfreudig und probiert neue Zutaten aus: Zum Beispiel eine Sauce mit Orangengeschmack oder eine mit Trüffel und Pfeffer.
Zwischen roten Puppen und hellem Holz
Betritt man das „Little Daruma“, merkt man, dass der Name mehr als passend ist. Es gibt nur wenige Sitzplätze. Unter der Decke reihen sich die namensgebenden Darumas auf. Rote Puppen aus Pappmaché, die an die russischen Matroschkas erinnern. Sie sind traditionelle Glücksbringer aus Japan. Hat man einen Wunsch, malt man eines der Augen aus. Sobald der in Erfüllung gegangen ist, wird auch das zweite Auge ausgemalt und die Puppe anschließend in dem Tempel, in dem sie gekauft wurde, verbrannt.
Marco kippt eine der Wunsch-Puppen um und zeigt mir, wie sie sich von selbst wieder aufrichtet. Es soll einen motivieren, immer wieder aufzustehen und nicht aufzugeben, erklärt mir Marco. Eine schöne Symbolik, wie ich finde.
„Ich schätze die japanische Küche wegen ihrer Geradlinigkeit. Es gibt immer einen roten Faden, der sich durch alle Gerichte zieht.“ sagt Marco. Klare Linien. Schnörkellose Eleganz. Das finde ich auch in der Gestaltung des Innenraumes wieder. An der Seite reihen sich einige Ess-Nischen an der Wand. Alles wirkt hochwertig, aber geerdet.
Das Herzstück ist eine Theke aus hellem Holz. Das Design stamme von seiner Freundin, die als Architektin arbeite, erzählt Marco. Bei der Gründung hat sich Marco bewusst für das schlichte Design entschieden. Mittlerweile gibt es das „Little Daruma“ seit 2019, also seit zwei Jahren.
Marcos Weg zum Little Daruma
Am Anfang, erzählt der Sushi-Chef, war Kochen für ihn ein Hobby, dann hat ein Kollege von ihm ein Sushi-Restaurant aufgemacht, in dem er mitgearbeitet hat. „Von da habe ich mich hochgearbeitet.“ Mittlerweile hat Marco 12 Jahre Erfahrung in der Herstellung von Sushi – das meiste hat er sich selbst beigebracht, erzählt er. Er war auch mehrere Jahre Koch im Matsuhisa, der Edel-Sushibar im Hotel Mandarin Oriental. Dort hat er für eine sehr gehobene Klientel gearbeitet und Kontakt zu großen Namen in der Branche gehabt. Doch Marco ist deshalb keineswegs abgehoben. „Gast ist Gast, er hat Hunger, also wird er gesättigt.“ bringt er es auf den Punkt.
Als er spürt, dass er dort beruflich nicht weiter kommt, gibt es für ihn zwei Optionen: Für das Matsuhisa ins Ausland zu gehen oder sich selbstständig machen. Marco entscheidet sich für die Selbständigkeit und ein eigenes Restaurant. Aus dem, was er mir sonst noch erzählt, erkenne ich, dass er zwar ein Fan von hochwertigem Sushi ist, es aber nicht für etwas hält, das man verkünsteln sollte.
Bei gutem Wetter öffnet er die Glasfassade seines kleines Ladens und er verkauft Temaki an die Leute, die vorbeikommen, wie bei einem japanischen Straßengeschäft. Dann gibt’s die Temaki direkt auf die Hand. Optimal als Snack für zwischendurch. Dieses Angebot wird gut genutzt. Viele sind mittlerweile auch Stammkunden bei ihm geworden.
„Es kommen auch viele Japaner zu mir und loben meine Temakis. Das ist dann natürlich eine ganz besondere Ehrung für mich.“ erzählt er. Das „Little Daruma“ und seine Temakis sind in Deutschland einzigartig. Sogar eine japanische Zeitschrift hat schon über ihn und das Restaurant berichtet. „Ich habe irgendwann eine Ausgabe in der Post gefunden. Lesen konnte ich sie leider nicht, aber ich glaube, sie fanden es gut.“
Ein paar Daruma-Augen sind noch unausgemalt
Marco hat große Pläne für die nächsten Monate. Die linke Wand am Eingang soll einem Gästeraum weichen. 20 zusätzliche Quadratmeter mit einigen Ess-Nischen. Vielleicht ein paar Tische. Außerdem will er eine Karaoke-Anlage installieren, die man sich für den Abend mieten kann. Speziell seine japanischen Gäste freuen sich schon jetzt schon darauf. Marcos Traum ist es, dass man sich bei ihm auf ein Bier treffen und einen sowohl kulinarisch als auch musikalisch grandiosen Abend erleben kann.
Das „Little Daruma“ nimmt unter den Sushi-Küchen in München einen ganz besonderen Platz ein. „Hochwertiges Sushi zu erschwinglichen Preisen“ ist das Motto, nach dem hier gearbeitet wird.
Ich verlasse Marco und die glotzenden Darumas mit einem durchwegs guten Gefühl. Leckeres Sushi direkt auf die Hand, eine unverkrampfte Atmosphäre und ein humorvoller Sushi-Chef, der hinter dem steht, was er verkauft. Das ist es, was mir beim „Little Daruma“ in Erinnerung bleiben wird.
Hat dich der Sushi-Hunger gepackt und du möchtest dich selbst von Marcos Temakis überzeugen? Dann schau doch mal bei Marco vorbei. Du findest das Little Daruma in der Rumfordstraße 7, München:
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