Mein Pilzradar lässt mich normalerweise nicht im Stich. Im Herbst gehe ich durch einen Wald und kann gar nicht aufhören auf den Boden zu starren – mir entgeht kaum ein Speisepilz. Im Winter hingegen ging ich bisher sehr entspannt durch deutsche Wälder, mit dem Blick auf den Weg und den Kopf weit weg von Pilzen. Das änderte sich in diesem Jahr, als ich den Samtfußrübling kennen lernte – und mit ihm einige andere Winterpilze. Bisher war mir nicht bewusst gewesen, dass auch die kalte Jahreszeit Pilzen eine Heimat bietet. Doch der Samtfußrübling ist das beste Beispiel dafür, dass einige Pilze erst dann gedeihen, wenn der Rest der Pilzwelt in den winterschlaf geht.
Inhaltsverzeichnis
Der erste Frost sorgt beim Samtfußrübling für den Wachstumsimpuls der Fruchtkörper, also jener Teile im Pilz, die sich an die Oberfläche des Substrats drücken und die Sporen verbreiten. Dann poppt er im winterlichen Wald als orange Farbkleckse auf, die man schon aus weiter Entfernung erkennen kann. Plötzlich hat mein Pilzradar wieder ein Muster, das es im Wald zu suchen gilt.
Der Samtfußrübling: Ein heimischer Exot
So fremd und eigenartig „Samtfußrübling“ auch klingen mag – so vertraut sind die meisten von uns mit diesem Winterpilz: Im Asialaden liegt er als Enoki-Pilz in der Auslage, im chinesischen Restaurant wird er in der Suppe serviert. Die kleinen Pilz-Bündel mit den langen Stielen und kleinen weißen Hüten, die auf den Namen „Enoki“ hören, sind nichts anderes als die kultivierte Form dessen, was wild in unseren Wäldern wächst. Die völlig andere optische Anmuntung entsteht durch die Zucht-Bedingungen. Die Enoki-Pilze werden unter Lichtausschluss und in engen Flaschen auf künstlichem Substrat gezogen. So entwickeln sie keine Farb-Pigmente. Dennoch sind sie nichts anderes als: Samtfußrüblinge.
Wo findet man den Pilz?
Samtfußrüblinge wachsen an Bäumen, fast ausschließlich an Laubbäumen. Winterpilze siedeln sich immer an verletzten oder bereits abgestorbenen Bäumen/Hölzern an. Immer, wenn du einen umgekippten und bereits vermoosten Laubbaum im Wald liegen siehst, ist das ein potentieller Hotspot für Winterpilze wie den Samtfußrübling. Er wächst entweder direkt am Baum oder am Fuß, dort wo die Wurzeln beginnen. Manchmal siedelt er sich auch in morschem Holz an, das bereits vom Waldboden bedeckt ist, Du kannst dir aber sicher sein: Er wächst nur auf Holz, was bereits ein gutes Erkennungsmerkmal ist. Buchen-, Birken- und Eichenwälder sind also beliebte Fundorte für den Samtfußrübling.
Woran erkennt man den Samtfußrübling?
Wir listen Dir hier die wichtigsten Merkmale auf:
- Der Hut ist orange bis honiggelb gefärbt, oft mit einer erkennbarem Verlauf von der dunkleren Hutmitte zu den helleren Rändern. Die Oberfläche ist (wenn nicht gefroren) immer leicht schleimig. Wenn du also einen gefrorenen Pilz findest, taue ihn an der Oberfläche leicht an, um zu checken, ob diese Schleimigkeit vorhanden ist.
- Stiel: Weißlich, filzig, nach unten hin dunker werdend. Bei älteren Exemplaren spürbar hohl. Drückt man den Stiel zusammen, bewegt er sich beim Loslassen wieder in die Ausgangsposition – das ist ein wichtiges Erkennugsmerkmal, zur Abgrenzung vom Gifthäubling.
- Lamellen: Weißlich (jung) bis hellgelb bei älteren Exemplaren
- Verwechslungsgefahr mit: Gifthäubling, Geflecktblättriger Flämmling – kann aber bei genauem Hinschauen und durch einen Standort-Check eindeutig unterschieden werden.
HINWEIS: Wir übernehmen keine Haftung für die Informationen in diesem Artikel. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass selbst gesammelte Pilze genau bestimmt werden und beim leisesten Zweifel nicht konsumiert werden sollten.
Wie schmeckt der Samtfußrübling?
Der Samtfußrübling wird nicht ohne Grund kultiviert und in Asien regelrecht als Heilpilz verehrt. Neben den gesundheitsfördernden und immunsystem-stärkenden Inhaltsstoffen, die ihm zugesprochen werden, schmeckt er auch einfach richtig gut. Bei meinem ersten Versuch kam mir ganz deutlich die Assoziation zu einem weich gekochten Ei. Mild, süßlich und ganz anders, als die Pilze, die ich aus dem Herbst kenne. Die Konsistenz beim Braten ist etwas eigenwillig – die Pilze entwickeln eine Sämigkeit, die man vermutlich auch als „schleimig“ bezeichnen könnte. Mich hat auch das an Ei erinnert und nicht gestört. Kurzum: Ein hervorragender Speisepilz, den ich nicht mehr missen möchte. Ganz unten liefern wir euch unser Rezept für eine asiatisch angehauchte Samtfußrübling-Pfanne mit Lauch, Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Koriander.
Weitere Winterpilze und zusätzliche Informationen
Nur weniger Pilzesammler ziehen auch nach dem ersten Frost noch in die Wälder, entsprechend wenig bekannt sind die Winterspeisepilze und auch Bücher machen zum Thema sind rar. Dieses Werk* von Stefan Marxer ist eines der Wenigen, das sich nicht ausschließlich auf die Herbstsaison fokussiert.
Abgesehen davon posten auch wir ab jetzt ein bisschen mehr zu unseren tollen winterlichen Schätze: Hier habe ich einen Überblick verfasst, der euch den Einstieg in das Wintersammeln erleichtern sollte. Zusätzlich gibt es auch schon ein tolles Rezept zum Judasohr, auch ein wunderbarer Winterpilz. Wir wünschen auf jeden Fall ganz viel Spaß und freuen uns natürlich immer zu hören, was ihr so gefunden habt, also lasst uns doch ein Kommentar da!
Samtfußrübling mit Lauch und Koriander
Zutaten
- 500 Gramm Samtfußrüblinge
- 2 EL Sonnenblumenöl
- 100 Gramm Lauch
- 30 Gramm Butter
- 1/2 Bund Frühlingszwiebeln
- 1 Zehe Knoblauch
- 30 ml gute Sojasauce
- gerösteter Sesam
- einige Blätter Koriander
- Salz
Anleitungen
- Pilze putzen und speziell bei den größeren Exemplare die Stiele entfernen.
- Lauch in sehr feine Ringe schneiden. Frühlingszwiebeln ebenfalls in feine Ringe schneide. Knoblauchzehe schälen und fein hacken. Korianderblätter abzupfen.
- Die Pilzhüte in Sonnenblumenöl für 4 Minuten anschwitzen. Mit etwas Salz würzen und den Lauch dazu geben. 5 weitere Minuten leicht anschwitzen. Knoblauch und etwas Butter dazu geben und einmal durchschwenken. Mit einem Schuss Sojasauce ablöschen.
- Mit Salz final abschmecken, die Frühlingszwiebelringe darüber streuen und mit Koriander und Sesam garniert servieren.
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Lieber David, danke für die Erklärung des heimischen Winterpilzes. Obwohl ich mich mit allerlei Essbarem aus der Natur auskenne, mit Pilzen leider kaum. Die Größenunterschiede des Samtfußröhrlings auf den Fotos sind enorm. Handelt es sich da um junge und ältere Exemplare? Die Beute in der Pfanne hat ja fast Waldpilzgröße (die üblichen halt) während die kleinen Knöpflein oben eher an die Zuchtform erinnern. Danke für einen Hinweis, damit ich weiß, wonach ich Ausschau halten muss. 🙂
LG Peggy
Hi Peggy!
Die können tatsächlich ganz unterschiedlich aussehen – je nach Alter und Wuchs. Die alten Exemplare erkennst du am schwarzen Stiel – den würde ich dann beim Essen entfernen. Wie immer gilt: Bitte nochmal selbst genau bestimmen, weil ich beim Thema Pilze keine Haftung übernehmen kann bei solchen Hinweisen. You know :). Viel Spaß beim Suchen & Sammeln! David